GG 29

Dionysii Afri De situ orbis, opus studiosis necessarium, Graece scriptum, Idem in Latinitatem a Rhemnio grammatico translatum, falso hactenus Prisciano adscriptum. In idem, Coelij Calcagnini annotatiunculae, ex libris eiusdem excerptae. Basel: Valentin Curio September 1522. 8°.

Nach über einem Dutzend Drucken verschiedener lateinischer Übersetzungen schon im 15. Jahrhundert - vor allem in Venedig und einige zusammen mit der Grammatik Priscians - und weiteren zu Beginn des neuen erschien 1512 in Ferrara der erste Druck des originalen griechischen Gedichts von 1187 Hexametern über die Bewohnte Welt; eine zweite Ausgabe folgte 1513 in einem Sammeldruck des Aldus Manutius in Venedig. Die meisten Drucke brachten die spätantike sehr freie Übersetzung, ebenfalls in Hexametern, die, wie richtig durch die Handschriften überliefert und auch in den meisten Drucken übernommen, ein Werk des recht bedeutenden römischen Grammatikers Priscian aus Caesarea in Mauretanien ist, der um 500 in Konstantinopel gelehrt und auch andere griechische Werke speziell für Schulzwecke übersetzt hat. In dieser Übersetzung war das Werk des Dionysios Periegetes aus dem 2. Jahrhundert nach Christus zu einem Schulbuch für Jahrhunderte geworden. Aus welchem Grund der Herausgeber und Drucker der Ferrareser Editio princeps Johannes Maciochus die beigegebene traditionelle Übersetzung Priscian abspricht und einem Grammatiker Rhemnius Fannius (dem Grammatiker Remmius Palaemon aus dem l. Jh. n. Chr.?) zuschreibt, ist unbekannt; nach der Handschrift, die er, wie die griechische, aus der Bibliothek des Kommentators Calcagnini erhalten hatte? Curio, der auch im Text dieser Ausgabe folgt, hat deren neue - falsche - Zuschreibung in der Ferrareser Formulierung direkt übernommen. In seiner selbst verfassten Vorrede an den Leser weist er darauf hin, dass zur Förderung der Bildung (rectae disciplinae) drei Dinge gehörten und dass er sich diese vorgenommen habe: erstens die griechische Sprache, ohne die jede Bildung ungebildet sei, dann die Rhetorik, ohne die man weder richtig schreiben noch reden könne, schliesslich die Weltkunde, die nicht nur für die Geschichtskenntnis, sondern ebenso für die der Heiligen Schriften und die Staatsführung nötig und nützlich sei, von Homer bis zu Papst Pius (II.). Daher habe er für seine Pressen Dionysius und Strabo (dessen Geographie wird bei ihm im März 1523 in neu bearbeiteter Übersetzung erscheinen [GG 30]) zum korrekten Druck ausgewählt, den einen als reiche historische Geographie, den andern wegen seiner Knappheit. Er habe ihm die Übersetzung des Grammatikers Rhemnius, die bisher fälschlich Priscian zugeschrieben worden sei, beigefügt (wie schon seine Ferrareser Vorlage) und einige Erklärungen des Coelius (ebenfalls nach dem Farrareser Druck). Er hätte den Kommentar des Eustathius vorgezogen, wenn er ihn irgendwoher hätte bekommen können. Vielleicht werde er ihn ein anderes Mal zur Verfügung haben (er ist erst 1547 griechisch im Druck erschienen, in der Dionysiusausgabe von Robert Estienne in Paris, lateinisch darauf 1556 in Basel bei Oporin in dessen Dionysiusdruck [GG 307]).

Die Titeleinfassung von Conrad Schnitt zeigt den Tod der Römerin Lucretia.

In Sammelband aus Besitz des Basler Mathematikers Daniel Huber: K 1 XII 5 Nr. 2

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Kl XII 5:2

Illustrationen

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Titelblatt. Die Einfassung, wohl von Conrad Schnitt, zeigt den Selbstmord der Lucrecia.

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1Av: Vorrede des Valentin Curio an den Leser.

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1Av: Anfang der "Descriptio orbis" des Dionysius Afer.

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5Dr: Anfang der lateinischen Übersetzung der "Descriptio orbis" des Dionysius Afer.

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7Hr: Druckermarke und Kolophon