GG 36

Gnōmai hagiai kai apostolikai.

Sententiae sacrae et apostolicae, Sanctorum Pauli, Petri, Ioannis, &c. Graece & Latine, in Locos Communes collectae: una cum Catechesi D. Martini Lutheri, per Hiobum Madeburgum. Basel: Johannes Oporin November 1562. 8°.

Hatte 1558 der lutherische Hallenser Schulrektor Paul Döltsch (Dolscius) das sog. Augsburger Bekenntnis - Confessio Augustana - ins Griechische übersetzt, welche Übersetzung dann 1559 zum erstenmal - ebenfalls in Basel bei Oporin - erschien (GG 387), so gibt hier wenige Jahre später ein weiterer überzeugter Pädagoge, Hiob Magdeburg, nach Loci communes, d.h. nach Stoffen oder Themen angeordnet Merksätze (und auch etwas längere Textpassagen) aus den Briefen der Apostel - Paulus, Petrus, Johannes - zweisprachig griechisch-lateinisch, jeweils mit genauer Stellenangabe in beiden Sprachen heraus und als Anhang eine eigene griechisch-lateinische Übersetzung des Katechismus Luthers, die schon 1560 einmal bei Oporin erschienen war (zuerst übersetzt von Obsopoeus 1536). 

Magdeburg (Annaberg 1518 - Freiberg 1595), in seiner Zeit ein hochgeschätzter evangelischer Philologe und Theologe, wirkte 1543-1569 als Schulrektor in Meissen, 1570-74 in Lübeck, danach als fürstlicher Privatlehrer und Hofmeister in Schwerin. Seine hier vorliegende Sammlung hat er am 6. März 1562 aus der Fürstenschule in Meissen dem Sekretär Kurfürst Augusts Bernhard Freidiger gewidmet: 24 Jahre unterrichte er nun die Knaben. Er sehe es als göttliche Aufgabe an, die nicht nur zu Gewissenhaftigkeit und Fleiss, sondern auch zu Ausdauer verpflichte. Und wenn ihm auch Gelegenheiten zu einem glänzenderen und fruchtbareren Leben nicht gefehlt hätten, habe er sich doch nie dazu überreden können, um der Ehre oder eines Vorteils willen seine Stelle zu verlassen, zumal Gott genügend zu leben gebe und er gesehen habe, dass seine Arbeit nicht unnütz sei. Und ihren Ruhm habe sie auch. Welche Arbeit sei würdiger als Menschen von ihrer Wildheit weg zur Bildung zu führen? Daher habe er diese möglichst fruchtbringend gestalten wollen. Die wahrste Frucht der Studien aber sei die Frömmigkeit. Daher lasse er, wie er schon früher die Kapitel der christlichen Lehre mit der Erklärung Luthers ins Griechische und Lateinische übersetzt habe, damit die Knaben daraus zugleich Frömmigkeit und Sprachen lernten, jetzt aus dem selben Grund heilige und apostolische Merksätze (sententiae) nach Inhalt gegliedert ausgehen. Er hoffe, sie trügen Frucht, da das Höchste in den Schulen die Frömmigkeit zu sein habe. Worauf Magdeburg breiter die göttliche Lehre von den menschlichen Wissenschaften abhebt, die geringe Beschäftigung mit ihr in seiner Zeit beklagt, so dass nur noch auf Ehre und Geld geachtet werde. Aus der Lektüre profaner Autoren in der Schule könne man eben nur profane Gelüste entwickeln. Doch er wolle nicht klagen, nur den Grund seiner Sammlung dieser heiligen Sätze zeigen: dass die Knaben kurz nach Inhalt gesammelt zur Verfügung hätten, was zu Gott, zum wahren Glück führe, und was überall in den Schriften verstreut sei. Und dass sie das in frühem Alter zugleich mit den Sprachen lernen könnten. - Dem zweisprachigen Katechismus ist die zehnseitige Vorrede Hiob Magdeburgs an seinen Sohn Hiob vom 29. Dezember 1559 (nach heutiger Rechnung) wieder vorangestellt. 1564 ist bei Oporin nochmals eine Übersetzung des Katechismus Luthers erschienen, aus der Feder des ebenfalls sächsischen Schulrektors und Philologen Michael Neander.

Neuerwerbung 1988: Rb 522

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Rb 522

Illustrationen

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Titelseite der Sententiae des Hiob Magdeburg

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2alphar: Vorrede Hiob Magdeburgs an den Sekretär Kurfürst Augusts, Bernhard Freidinger, vom 6. März 1562. 1. Seite.

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2alphav/3alphar: Vorrede Hiob Magdeburgs. 2. und 3. Seite.

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3alphav/4alphar: Vorrede Hiob Magdeburgs. 3. und 4. Seite.

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8alphav/Seite 1: Anfang der Sententiae

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Seite 324f.: Anfang des Katechismus' Luthers

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