GG 52

Graecae linguae Tabulae, Authore Michaele Neandro Soraviense... Eiusdem M. Neandri Orationes duae, Epithalamius & Funebris, item Graece scriptae: una cum alijs. Basel: Johannes Oporin August 1553. 8°.

Kurz gefasste griechische Grammatik in übersichtlichen "Tafeln", der noch einige allgemeine Regeln und Hinweise zur Dichterlektüre beigefügt sind. Ein zweiter Teil, mit eigenem Titelblatt und Impressum und eigener Widmung und Paginierung bringt von Neander eine griechische Hochzeitsrede für den Lehrer, Dichter, Theologen und Historiker Cyriacus Spangenberg (1528-1604) und Eva Mosauer und eine Grabrede für den Stolberger Theologen Tilmann Platner (1490-1551) sowie, neben zeitgenössischen griechischen und lateinischen Gedichten, Abschnitte aus antiken griechischen Autoren mit lateinischen Übersetzungen. Der gesamte Druck ist den Bürgermeistern und Räten der Stadt Sagan in seiner Heimat Schlesien und, mit einem längeren griechischen Presbytikon-Epigramm, der Jugend von Sagan gewidmet. 

Die Widmung von Ilfeld (bei Nordhausen), wo Neander in der 1546 gegründeten Klosterschule als Rektor unterrichtet, vom 12. März 1553 enthält ein Lob der neuen Bildung: Wie nach Karl dem Grossen, dessen kulturelle Leistungen Neander würdigt, infernalisches Gebrüll anstelle der Sprachenkultur getreten sei, von dem noch die Schriften der Sententiarier, Occisten, Scotisten, Thomisten, Summisten, Sermonisten... Rosarier, Coronarier, Diabolarier und Sathanarier in den Bibliotheken der Klöster, welche die wertvollen Schriften der Alten verdammt und verkommen lassen hätten, zeugten. Bis Luther mit andern damit aufgeräumt und die griechische und hebräische Sprache zu propagieren begonnen habe. Was zuvor die vornehmsten Gelehrten nicht begriffen hätten, das stehe nun sogar den Mädchen offen. Der Erklärung der Heiligen Schrift folge ihre Übersetzung in alle christlichen und heidnischen Sprachen und ein Aufbruch aller Studien. Darum habe er für seine Schüler zuerst ein Griechischlehrbuch "Erotemata" (GG 53) geschaffen, unter Verwendung der besten alten und neueren Lehrbücher - sodann eine Kurzfassung daraus für den Eigengebrauch - und dieses nun einem grösseren Kreis durch den Druck zur Verfügung gestellt - es ist ebenfalls im August 1553 ein erstes Mal erschienen, ebenfalls bei Oporin. Das vorliegende widme er ihnen zum Dank für ihre Leistungen für ihre Schule, für die seinerzeitige freundliche Aufnahme seiner Eltern während einer Pest und seine Förderung als Kind. 

Den zweiten Teil hat Neander getrennt dem Humanisten, letzten Tischgenossen Martin Luthers, Besitzer einer wertvollen Bibliothek, Förderer (u.a. in Verbindung mit Conrad Gesner) der altdeutschen Studien Johann Wilhelm Reiffenstein (1520-1575) gewidmet. Unter Hinweis, wie ein dankbares Lob eines Dichters - hier Pindars - verdiente Menschen vor dem Vergessenwerden retten könne, dankt er ihm als langjährigem Förderer seiner Studien und führt speziell die schon längere Ausleihe - schon zwei Jahre - seines Exemplars der Aldina der "Griechischen Briefe" (Briefe des Basilius Magnus und anderer, Venedig 1499) an, einer Zimelie seiner reichen Bibliothek (die später an die gräfliche Bibliothek Wernigerode gelangt ist), da er, Neander, diese lange gesucht habe. Dies zugleich aus dem Wunsch heraus, sie so eher einmal als "Graecolatinae" besitzen zu können, welchen Druck ihm sein Freund, der berühmte, hochgelehrte und um die Wissenschaften verdiente Oporin schon vor einiger Zeit in Aussicht gestellt habe (die Sammlung scheint aber nicht erschienen zu sein). Daher widme er ihm, dem selber hochgebildeten und weitgereisten Mäzen seiner Studien, die beiden, neben seiner Schularbeit mehr nur zur Übung hingeworfenen als ausgearbeiteten griechischen Reden. Die Tabulae sind bei Oporin nochmals 1558, 1561 und 1564 erschienen, weiter in Wittenberg bei Johannes Curio bzw. seinen Erben um 1562 und um 1583. Inhalt und Umfang der Basler Drucke weichen, durch Neubearbeitung des Autors, stark von einander ab (1553: 95 + 108 Seiten, 1558: 237 S., 1564: 152 + 87 + 527 Seiten); die Wittenberger sind jeweils Nachdrucke. 

In der Widmung von 1558 an die selben Stadtbehörden (wieder abgedruckt 1561) begründet Neander die neue Auflage: Seine Grammatik habe begonnen, in den meisten Schulen des Landes verwendet zu werden und sei dadurch bald vergriffen gewesen. So habe er seinen Freund Oporin beauftragt, nochmals eine bearbeitete und erweiterte Fassung zu drucken. Zum Nutzen der Schüler habe er zur Einführung der Grammatik zugleich inhaltlich wertvolle Texte aus griechischen Autoren griechisch und lateinisch beigegeben, zugleich mit einer - literaturgeschichtlichen - Einführung zu diesen.

D B VIII 7 Nr. 1

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: DB VIII 7:1

Illustrationen

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Titelseite

Buchseite

2alphar: Vorrede Neanders an die Notablen seiner Heimatstadt Sagan (Schlesien) vom 12. März 1553, 1. Seite.

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2alphav/3alphar: Vorrede Neanders, 2. und 3. Seite.

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3alphav/4alphar: Vorrede Neanders, 4. und 5. Seite.

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4alphav/5alphar: Vorrede Neanders, 6. und 7. Seite.

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5alphav/6alphar: Vorrede Neanders, 8. und 9. Seite.

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6alphav: Vorrede Neanders, 10. Seite.

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1ar: Beginn der Grammatik Neanders

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8fr: Kolophon

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Titelseite des 2. Teils

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2Ar: Vorrede Neanders an den Humanisten Johann Wilhelm Reiffenstein vom 12. März 1553, 1. Seite.

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2Av/3Ar: Vorrede Neanders, 2. und 3. Seite.

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3Av/4Ar: Vorrede Neanders, 4. und 5. Seite.

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4Av/5Ar: Vorrede Neanders, 6. Seite; gegenüber Beginn des 2. Teils mit einem Hochzeitslied.

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7Gr: Kolophon