GG 78

Lexicon Graecolatinum novum in quo ex Primitivorum & Simplicium fontibus Derivata atque Composita Ordine non minus Naturali, quam Alphabetico, breviter & dilucide deducuntur. Ioannis Scapulae opera & studio. Editio ultima, priori locupletior & correctior. Cum Auctario Dialectorum omnium a Iacobo Zvingero Phil. & Med. Basil. in expeditas succinctasque tabulas compendiose redactarum. Basel: Sebastian Henricpetri 1605. Fol.

Fast fünfundzwanzig Jahre nach Scapulas Tod erscheint bei Henricpetri ein weiterer Druck seines Lexikons (GG 77). Er nennt sich "erweitert und verbessert gegenüber dem vorangehenden". Hoffen wir, dass die Druck- bzw. Satzfehler der Ausgabe von 1600 von den Korrektoren und Setzern von 1605 verbessert worden sind, denn erweitert ist die neue Ausgabe keineswegs: sie ist ein seitengleicher Nachdruck der Vorgängerin. Korrekter ist die Formulierung im Privilège des französischen Königs vom 13. März 1604, das auf der Titelrückseite an der Stelle des um neun Seiten nach hinten gerutschten Epigramms Scapulas abgedruckt ist, und damit auch das Gesuch Henricpetris "qu'il imprime... de nouveau reveu & corrigé...". Dieses französische wie das kaiserliche Privileg gegen Nachdruck scheinen Wirkung gezeitigt zu haben - oder Henricpetri hat den deutschen Markt mit Vorsprung genügend versorgt, so dass niemand ein Wagnis einzugehen sich bemüssigt fühlte. Denn ausserhalb des Reiches und Frankreichs ist das Lexikon in Genf, London und Leiden nur um so mehr nachgedruckt worden: in Genf schon 1609, 1611, 1616 und 1628, in London 1619, dann 1637 mit dem zuvor 1630 in Basel einzeln erschienenen lateinischen Index des Laurentius Martius sowie einem dann wiederum in Basel 1665 nachgedruckten etymologischen Wörterbuch; 1652 erschien die erste Ausgabe in den Niederlanden, in Leiden und Amsterdam bei Blaeaw und Elzevier: sie enthielt zusätzlich zu Zwinger und Martius und zum etymologischen Lexikon Harmars von 1637 neu eine Kurzfassung des zuerst 1610, dann 1614 erweitert in Leiden erschienenen "Glossarium Graeco-barbarum" des Johannes Meursius, die ebenfalls dann in den letzten uns bekannten Basler Druck von 1665 eingehen wird. Sie ist noch im selben Jahr in London nachgedruckt worden. Der erste Druck in Frankreich scheint erst 1663 in Lyon erschienen zu sein. Die letzten Drucke erschienen noch 1816 in Glasgow, 1820 in Oxford und in London, daneben zahlreiche Epitomen.

In einer Hinsicht weicht der Nachdruck von 1605 von demjenigen von 1600 ab: in der Formulierung des Titels des Auctariums: sachlich unwesentlich, wesentlich aber darin, dass nun der Basler Verfasser dieses tabellarisch gestalteten Anhangs, der Basler Arzt und Professor der griechischen Sprache Jacob Zwinger, schon hier genannt ist. Und Zwinger hat - dies ist die einzige weiter bemerkbare Änderung - die Gelegenheit wahrgenommen, seine Vorrede an den Leser durch eine sehr persönlich gehaltene Widmung vom 16. November 1605 "zum frohen Studienbeginn der beiden Theodore", des Sohnes seines Freundes und Fachkollegen Pascalis Gallus - Le Coq aus Poitou - und des eigenen, zu ersetzen. In ihr kommt er, nach Hinweisen auf die Bedeutung der griechischen Sprache, mit Le Coqs Landsmann Guillaume Budé als Garant, auf ihre gemeinsame Zeit in Italien zu sprechen: wie sie in ihrer Jugend, vor allem in Venedig, die Gelegenheit wahrgenommen hätten, griechisch zu reden; wie sie, Pflanzenbündel auf dem Buckel, durch ganz Italien gezogen seien und alle berühmten Ärzte und Pharmakopöen, bis Neapel hinunter, aufgesucht hätten. Jacob Zwinger, 1569 geboren, war in Basel schon 1582/83 mit seinem älteren Bruder zusammen an die Universität geschickt worden, Le Coq, 1567 geboren, hatte sich 1588/89 in Basel immatrikuliert, hier Medizin studiert, war bis 1591 noch in Basel, wirkte 1597 als Dr. med. an der Universität von Poitiers, wurde schliesslich "médecin ordinaire du roi". Le Coq dürfte Zwinger zwischen etwa 1584 und 1586 in Italien kennengelernt und aus diesem Grund dann die Basler Universität belegt haben. Zwingers Sohn Theodor (1597-1654, nach seinem Grossvater benannt, wie Le Coqs Sohn nach dem seines späteren kleinen Freundes) hat sich im März 1610 in Basel immatrikuliert, mit Griechischunterricht also fünf Jahre früher, mit acht Jahren, begonnen. Des weiteren hat Zwinger seine 'Synopses Graecarum Dialectorum' um ein Dutzend Grossfolioseiten von deren 58 auf 69 erweitert und auf deren Zweittitelblatt nun in 'Graecarum Dialectorum Hypotyposis' umbenannt.

Exemplar des "Jacobus Hagenbachius Basiliensis Anno 1610 VII Idus Martij" nach einem Vorbesitzer "? M(?)" von "1607": D D II 7

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: DD II 7

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Besitzervermerk auf Spiegelblatt: "Iacobus ' Hagenbachius' Basiliensis' Anno 1610 VII Idus Martij"

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Titelseite mit handschriftlichem Besitzervermerk (unten)

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Vorrede von Johannes Scapula an die Schultheissen und Räte von Bern, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede von Scapula (?) an die Studierenden des Griechischen, 1. Seite

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Vorrede an die Studierenden des Griechischen, 2. Seite

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Vorrede an die Studierenden des Griechischen, 3. Seite

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Vorrede an die Studierenden des Griechischen, 4. Seite

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Epigramme auf das Lexikon von Bellumbranus (?)

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Epigramme auf das Lexikon von Vitus Merkelius

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Epigramm von Scapula an den Leser

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Anfang des Lexikons

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Titelseite der 'Graecarum dialectorum hypotyposis' von Jakob Zwinger

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Vorrede von Zwinger "zum frohen Studienbeginn der beiden Theodore", des Sohnes seines Freundes und Fachkollegen Pascalis Gallus (Le Coq) und des eigenen

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Schematische Darstellung des attischen Dialekts

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Synoptische Darstellung aller Dialekte, 1. Seite

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Synoptische Darstellung aller Dialekte, 2. Seite

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Kolophon

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Druckermarke von Sebastian Henricpetri