GG 119

Aristotelous Asklēpiadou tou Stageiritou Organon organōn, ē hē tēs Philosophias cheir, tout' esti Logikēs pragmateias hapanta: par Iōannou Xenidou tou Lithopolitou epanōrthōmena, kai diērēmena eis Kephalaia, xyn periochais kai prooimiō, peri tou axiōmatikou kai plērōmatikou tōn Akadēmiōn, pros tous tēs Basileias Akadēmias archontas.

Aristotelis Asclepiadae Stagiritae Organum, sive instrumentum instrumentorum, aut Philosophiae manus: hoc est, Logicae tractationis omnia: a Ioanne Hospiniano Steinano correcta, & in Capita distincta, cum Argumentis, & Praefatione de dignitate & amplitudine Academiarum, ad Basiliensis Academiae Principes. Basel: Johannes Oporin [1563]. 8°.

1536 war bei Johannes Bebel der erste griechische Basler Organon-Druck erschienen, herausgegeben vom Basler Philologen und Theologen Simon Grynaeus (GG 118). Mit der ungewöhnlich formulierten Jahreszahl MDXLXIX war dann "bei Michael Isingrin", d.h. wohl 1559 bei dessen Witwe und dem Schwiegersohn Thomas Guarin, nach einem ersten Druck Isingrins von 1545 und dem einzigen anderweitigen griechischen, 1552 in Paris, ein dritter Basler Druck des Organon erschienen, und nun erscheint, nochmals undatiert, der hier vorliegende vierte, wie diejenigen von 1545 und 1559 eine Ausgabe des Basler Professors für Organon seit 1546 (zuvor, nach Studien in Tübingen und Basel Professor für Rhetorik und Griechisch), seit 1555 daneben Pfarrer in Oberwil, Johannes Hospinian (Wirth, 1515-1575) aus Stein am Rhein. Datieren lässt sie sich durch einen Hinweis Hospinians in seiner folgenden Ausgabe von 1573 (GG 120)

Gewidmet hat sie Hospinian dem Rektor und den Dekanen der vier Fakultäten der Basler Universität. Er möchte ihnen das goldene Werk des Aristoteles, das dieser als Werkzeug der Werkzeuge und Hand der Philosophie bezeichnet habe, als ein Andenken an seine Treue und Liebe zu ihrer Universität (Academia) hinterlassen, d.h. widmen. Sie hielten ihn bei sich, wie eine Gans unter Schwänen, nun mehr als zwanzig Jahre, zuerst als Dozent der griechischen Sprache, dann der Rhetorik und nun seiner Dialektik (hiermit lässt sich diese Ausgabe auf frühestens 1563 datieren, und dieses Jahr gibt auch der Eintrag Heinrich Pantaleons, des damaligen Bibliothekars der Universität, als das des Eingangs an). Sie möchten das kleine Muster seiner Arbeit und seiner Dankbarkeit freundlich entgegennehmen, bis etwas Reicheres erscheine (er denkt offenbar schon an eine Übersetzung; diese ist dann 1573 erschienen). Der Leser möge es unvoreingenommen beurteilen. In seiner langsamen Art habe er lange an dieser Kleinigkeit gearbeitet. Als er die meisten griechischen Texte, die in seine Hände gekommen seien, als fehlerhaft und schlecht unterteilt erkannt habe, habe er, teils durch gewissenhafte Durchsicht der griechischen Kommentatoren, teils durch Vergleich des Kontextes, viele Stellen verbessert und ebenso viele verwirrte Perioden wieder eingerenkt. In den ersten Analytika fänden sie Beispiele, auf jeder Seite. Wenn aber die Druckergesellen, die gegen den Willen ihrer Herren oft schliefen, seine Vorlage richtig gedruckt hätten (jetzt, vor Niederschrift der Widmung), sähen sie überall die neuen Sätze (periodos) mit Majuskeln beginnen. Das habe er zur Kennzeichnung der Satzanfänge gemacht. Wo dergleichen vermisst werde, sei es weder die Schuld des Druckers noch die seine, sondern, wie gesagt, die der Gesellen. Doch seien sie meist sorgfältig gesetzt, eine nützliche Verbesserung und Texterklärung. Wer wisse nicht, dass solche Zeichen die Sätze wunderbar klärten? Wer lese, erfahre täglich, wie ein Mangel an Kennzeichnung der Satzglieder den Sinn verdunkle. Im Schema der Analytika (S. 188) habe er nicht weniger als sieben Fehler verbessert. Statt eines Quadrats sei es nun, im Sinne des Aristoteles, ein Sechseck. Den Text habe er anders als Boethius und andere eingeteilt, die oft Zusammengehöriges getrennt, Fremdes verknüpft hätten. Mangelnder Durchblick durch die Methode des Aristoteles habe diese Fehler in der antichristlichen Finsternis (d.h. im päpstlichen Mittelalter) erzeugt. Weiter habe er nicht nur Inhaltsangaben (argumenta) den Kapiteln vorangestellt, sondern auch die Kapitel unterteilt und die Abschnitte durch Ziffern gekennzeichnet (ein grosser Schritt auf moderne Ausgaben hin, zur Erleichterung des Zitierens und des Auffindens von Zitaten). Obwohl er viele Arbeit hierfür aufgewendet habe, hoffentlich der Mühe wert, gestehe er, vielleicht nicht alles genau getroffen zu haben. Aber mit Hilfe seiner Arbeit könne es vielleicht jemand verbessern. Dazu möchte er alle ernsthaft verlocken. Denn alle die, welche die WAHRHEIT liebten, müssten diesen Autor um die Wette zu erklären suchen, auch die, die ihn jetzt noch bekämpften. Denn er lehre in diesem Werk nichts anderes als den Weg von der Lüge zur Wahrscheinlichkeit, sogar zur WAHRHEIT. Die zweiten Analytika behandelten die Wahrheit, die Topika die Wahrscheinlichkeit, die sophistischen Schlüsse die Lügen. Das dürfe kein Rechtschaffener hassen oder verachten. Mit diesem Werk wolle er nur andern den Weg hierzu öffnen. Wenn sie die Arbeit positiv beurteilten, dürften sie nächstens eine lateinische Übersetzung zu sehen bekommen (sie ist zehn Jahre später als Teil einer zweisprachigen Ausgabe erschienen). Ausserdem lasse er hier die kurze Lobrede folgen, die er einst öffentlich vor der versammelten Akademie, als er einigen Jünglingen den ersten Lorbeer der Philosophie überreicht habe (zum Baccalaureat), vorgetragen habe; denn auch diese zeige seine Treue und Liebe zu ihrer Akademie.

Diese Rede, die auch 1573 nochmals abgedruckt wird, trägt den Titel De Amplitudine et Dignitate Academiarum Oratio. Neben dem Lobpreis der Universitäten spricht er in ihr vor allem von deren Verpflichtung, die Kirche, die sich aus den Klauen des Antichrist und der römischen Bestie befreit habe, die Staaten und die Wirtschaft vor Unheil zu bewahren.

Das Basler Exemplar Bc V 45 mit dem Eintrag "1563. Ex libris Bibliothecae Academiae Basiliensis" in Kartoneinband mit ungewöhnlichem Überzug in gemusterter Seide dürfte das Exemplar sein, das Hospinian der Universität geschenkt hat. Eine Ausgabe von [1555] gibt es nicht.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc V 45

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Inhaltsverzeichnis. Vorrede vom Herausgeber Johannes Hospinian (Wirth) an den Rektor und die Dekanen der vier Fakultäten der Basler Universität, ohne Datum, 1. Seite

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Vorrede vom Herausgeber Johannes Hospinian (Wirth) an den Rektor und die Dekanen der vier Fakultäten der Basler Universität, ohne Datum, 2. und 3. Seite

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Vorrede vom Herausgeber Johannes Hospinian (Wirth) an den Rektor und die Dekanen der vier Fakultäten der Basler Universität, ohne Datum, 4. und 5. Seite

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Vorrede vom Herausgeber Johannes Hospinian (Wirth) an den Rektor und die Dekanen der vier Fakultäten der Basler Universität, ohne Datum, 6. Seite

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