GG 274

Annales Constantini Manassis : Nunc primum in lucem prolati, & de Graecis Latini facti, per Uo. Levvenclaium. Ex Io. Sambuci V. C. bibliotheca... Basel: Eusebius Episcopius und Erben des Bruders Nicolaus Episcopius März 1573. 8°.

Ein halbes Jahr nach der Glykas-Ausgabe (GG 273), d.h. auf die nächste Fastenmesse, erscheinen im selben Verlag die dort auch schon angekündigten Annalen des Konstantinos Manasses, ebenfalls bis dahin ungedruckt und nach einer Handschrift des Sambucus. Manasses ist um 1130 in Konstantinopel geboren und 1187 als Metropolit von Naupaktor (GG 5) gestorben. Seine Weltchronik in 6733 "politischen Versen", d.h. Fünfzehnsilblern, reicht bis zum Jahr 1081. Auf Anregung einer Schwägerin Kaiser Manuels I. entstanden, gehört das in der Folge vielgelesene, 1337 auch ins Slavische übersetzte Werk zu den ersten Beispielen eines Eindringens romanhafter und novellistischer Elemente in die Historiographie. Auch die Widmung dieser Übersetzung, an Graf Arnold von Bentheim, Teklenburg und Stenfurt, in der er u.a. die weiteren Editionen byzantinischer Historiker und seine Prosaübersetzung rechtfertigt, hat Leunclavius ohne Datum und Ortsangabe drucken lassen. Zu Beginn der Widmug weist er darauf hin, dass hier nun das in der Ausgabe des Glykas versprochene Werk des Konstantinos Manasses vorliege, der bis dahin im Dunkel der Bibliotheken gelegen habe und den niemand habe finden können, der ihn ans Licht zu den Menschen gebracht hätte. Manch einer werde sagen, es seien nun schon so viele griechische Historiker ediert worden, dass man sich nicht um weitere zu bemühen brauche. Aus einem Grund verdiene er, auch nach diesen Ausgaben, bestimmt, den studiosi der Literatur und Geschichte bekannt zu werden (die sieben hier aufgeführten byzantinischen Historiker waren, bis auf Skylitzes, sämtlich zuvor in Basel erschienen). Dem, was die andern zu Beginn jeweils versprächen, nämlich in kurzer Form die gesamte Geschichte darzustellen, das habe von allen erhaltenen Griechen allein er ausgeführt. In keinem Werk finde man die ganze Weltgeschichte knapper zusammengefasst. Griechisch sei das Werk in sogenannten politischen oder zivilen Versen geschrieben, nicht an jene Gesetze gebunden, die die alten Dichter angewandt hätten. Das habe ihn veranlasst, im Einverständnis mit Sambucus, der ihm zwei Handschriften (exemplaria) zur Verfügung gestellt habe, das Werk in ungebundener und klarer Sprache zu übersetzen (d.h. in Prosa), zumal diese Gedichtart in der lateinischen Literatur bis dahin niemand versucht habe und man bezweifeln könne, dass es der Mühe wert sei, durch deren Übernahme die lateinischen Versmasse zu verehren. Aus Anspielungen datiert Leunclavius dann den Autor auf etwa vor 400 Jahren, bemerkt zudem, dass er am Hof gelebt habe und die dort üblichen Schicksalsschläge gewohnt sei. Gewidmet habe er ihn als Dank für Wohltaten, und als einem Landsmann. Worauf der Historiker Leunclavius in den übrigen zwei Dritteln der Widmung zu einem Lobpreis und einer Geschichte der Grafen von Bentheim und Teklenburg ausholt und dazwischen - als weiteren Grund - uns darauf hinweist, dass der Empfänger der Widmung zu dieser Zeit sich ganz den Studien der litterae widme und er ihm auch darum dieses Werk zur Verfügung stellen wolle. Dass er von den beiden Dingen, die ein Adliger von jung auf lernen müsse, das eine, Reiten und Kriegführung, bei tüchtigen Männern zu Hause lerne, das andere, die Bildung (liberalis doctrinae cognitio), von seiner Mutter Anna von Teklenburg in die Fremde gesandt, jetzt auf direktem Weg (compendio quasi quodam) bei den Männer, denen er anvertraut sei. Beides vereint sei nötig, wie Platos Zögling Dion zeige, der Pythagoreerschüler Epaminondas, der Sokratesschüler Xenophon, der Aristotelesschüler Alexander der Grosse, Caesar, Karl der Grosse, Friedrich II., Alfonso (von Spanien), Maximilian, König Franz von Frankreich. Der vor wenigen Jahren jung verstorbene Herzog Magnus von Mecklenburg sei durch Arnold Burenius, der aus seinem, Bentheims, Hoheitsgebiet gekommen sei, bis zu reinem Ciceronianischem Latein gebracht worden und im Reiten nicht weniger geübt gewesen (Burenius - 1485-1566 - war auf Empfehlung Melanchthons als Erzieher des jungen Magnus gewählt worden, dieser - von 1516 bis zu seinem Tode 1550 letzter Bischof von Schwerin, wurde zu einem der bedeutendsten Fürsten seiner Zeit). So wie er eine tiefere Kenntnis aller Dinge bei seinesgleichen nicht verlange, so möge er sich doch überzeugen lassen, dass ihnen später zur Staatsführung nichts notwendiger sein werde, als die Kenntnis der Geschichte. Dazu wolle er ihn mit der Widmung dieser eher schlichten und knappen Weltgeschichte den Weg bereiten.

Der Widmung folgen knapp vier Seiten mit in den verschiedenen Handschriften von einander abweichenden Lesarten, mit dem Hinweis, dass einige Handschriften des Manasses Lücken hätten und dass diejenige, die ihm Sambucus gesandt habe, weniger vollständig sei als seine eigene aus Italien.

B c VII 74

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc VII 74

Illustrationen

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Titelseite

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Vorrede des Herausgebers Johannes Leunclavius, dem Grafen Arnold von Bentheim, Teklenburg und Stenfurt gewidmet, 1. Seite

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Vorrede, 2. und 3. Seite

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Vorrede, 4. und 5. Seite

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Vorrede, 6. und 7. Seite

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Vorrede, 8. und 9. Seite

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Vorrede, 10. Seite

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Anfang der Annalen des Konstantinos Manasses

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Kolophon

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Druckermarke von Episcopius