GG 277

Klaudiou Ptolemaiou Alexandreōs philosophou en tois malista pepaideumenou, peri tēs geōgraphias biblia oktō, meta pasēs akribeias entypōthenta.

Claudii Ptolemaei Alexandrini philosophi cum primis eruditi, De Geographia libri octo, summa cum vigilantia excusi. Basel: Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius 1533. 4°.

Nachdem die "Geographische Anleitung" des Ptolemaeus lateinisch seit dem Erstdruck von Vicenza 1475 schon etwa zehn Mal im Druck erschienen war, zudem mit Karten, die letzten vier Drucke seit 1513 in Strassburg, darunter 1525 eine Bearbeitung Bilibald Pirckheimers zur Hälfte für den Nürnberger Verlag Johannes Kobergers, erscheint hier ihr erster griechischer Druck. Erasmus, seit der Basler Reformation von 1529 in Freiburg im Breisgau ansässig, hat ihn von dort aus am 1. Februar 1533 dem Besitzer der Handschrift, die dieser für den Druck zur Verfügung gestellt hatte, dem Arzt Theobald Fettich gewidmet (um 1490 - nach 1534). Freund Reuchlins und des Strassburger Arztes Otto Brunfels, besass er nicht nur Griechisch-, sondern auch Kenntnisse im Hebräischen; er hat verschiedentlich Handschriften an Drucker vermittelt.

Hier komme, beginnt denn auch Erasmus, auf die Einzigkeit einer Handschrift und ihre Vervielfältigung durch den Druck anspielend, seine Widmung, sein Ptolemaeus zu ihm zurück, der ihm gewiss nun umso lieber sein werde, als er ihn jetzt mit sämtlichen Wissenschaftern teile. Münzen nähmen ab durch Teilung, wahre Güter würden, je weiter man sie verbreite, an Wert zunehmen. Er habe die Handschrift gratis dem Drucker zur Verfügung gestellt, er hätte sie nicht einträglicher verkaufen können, selbst nicht durch Herkules oder Merkur. Nun würden Tausende von Studiosi den Namen Theobalds preisen, Theobald für sein Geschenk danken. Oft wundere er sich, dass einen so alten Autor (dass er zur Zeit Trajans und des Antoninus Pius gelebt habe, ersehe man aus Buch 7 Kapitel 5 und Buch 2 Kapitel 1 der Magna constructio, gibt Erasmus genauestens an, was deren Herausgeber Simon Grynaeus noch 1538 nicht bemerkt hat), der die Geographie, das wichtigste der mathematischen Fächer, so unübertrefflich beschrieben habe, niemand sich in all den Jahren zu einer würdigen Übersetzung für lateinische Ohren vorgenommen habe. Was die beiden vorhandenen Übersetzungen angehe, die habe Johannes a Monte regio schon genug qualifiziert. Vor kurzem habe Bilibald Pirckheimer die Übersetzung mit Erfolg sich vorgenommen, doch leider durch seinen Tod nicht vollenden können. Aber nun erscheine er in der Officina Frobeniana in seiner eigenen Sprache, die damals auch in Ägypten vorwiegend das Griechische gewesen sei, und in der er sehr geschickt gewesen sei, obwohl es in diesen Fächern ja auf die sachliche Genauigkeit ankomme. Pirckheimer verdiene höchstes Lob, und doch werde einer, der griechisch beherrsche und ihn griechisch lese, den Unterschied zwischen einem noch so reinen Teich und einer Quelle erkennen. Auch den grossen Strabo übertreffe Ptolemaeus mit seinem Werk, vor allem auch dadurch, dass man seine Vermessungszahlen unverderbt erhalten habe. Doch das überlasse er Fachleuten. Auch die Widersprüche zwischen ihm und Eratosthenes, dem Plinius und Strabo gefolgt seien. Die bisherigen Erklärungen würden ihn nicht befriedigen. Die Lehrer der Freien Künste müssten die Jugend nun zur Geographie anspornen, nach dem Vorbild der Alten sofort nach der Grammatik. Durch zahlreiche Arbeiten sei dies nun leicht geworden; es gehe nicht mehr um die Spekulationen, ob der Himmel rund sei, wie die Erde im Ozean schwimme usw. Nun könne man sich am Faden des Ptolemaeus rasch durch das Labyrinth hindurchfinden. Er danke ihm, Fettich, nochmals, weniger in seinem und des Druckers Namen, als in dem aller Studiosi. Nach André Vernet, Les manuscrits grecs de Jean de Raguse, handelt es sich bei der Handschrift, die Fettich für diesen Erstdruck zur Verfügung gestellt hat, um eine derjenigen, die der Notar Dukas 1437 in Konstantinopel für Johannes Stoichovic geschrieben hat, die dieser mit den übrigen den Basler Dominikanern vermacht hat, die dann aber Ende des 15. Jahrhunderts in die Bibliothek des Bischofs von Worms Johannes von Dalberg gelangt ist und sich heute im Vatikan befindet (Nr. 42: Vat. Pal. gr. 388).

Das Basler Exemplar hat Remigius Faesch 1633 erworben, vor ihm aber muss es, laut Eintrag, ein Unbekannter (Johann Martin Oltinger, oder: aus Oltingen?) in Paris (1573?) erworben haben: B c IV 218

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc IV 218

Illustrationen

Buchseite

Titelseite mit Besitzervermerk von Remigius Faesch (oben) und mit durchgestrichenem Eintrag eines Unbekannten (unten).

Buchseite

2r: Vorrede des Erasmus von Rotterdam an den Arzt Theobald Fettich, datiert von Freiburg im Breisgau, den 1. Februar 1533, 1. Seite.

Buchseite

2v: Vorrede, 2. Seite.

Buchseite

3r: Vorrede, 3. Seite.

Buchseite

3v: Vorrede, 4. Seite. Artikel aus Suda zu Ptolemaeus.

Buchseite

1ar: Anfang der 'Geographia'.

Buchseite

2gr: Illustration aus dem 1. Buch.

Buchseite

4yyr: Kolophon

Buchseite

4yyv: Druckermarke der Officina Frobeniana.