GG 290

Strabōnos Geōgraphikōn bibloi hepta kai deka.

Strabonis Rerum Geographicarum Libri septemdecim. A Guilielmo Xylandro Augustano magna cura recogniti, ac mendis... sublatis, sibi restituti. Iidem ab eodem Xylandro in sermonem Latinum summa fide & accuratione deintregro transscripti... Basel: Officina Henricpetrina August 1571. Fol.

Ein keineswegs geringes Selbstverständnis offenbart der Herausgeber und Übersetzer dieser zweiten Strabo-Ausgabe bei Heinrich Petri, die nun mit dem Impressum der "Officina Henricpetrina" erscheint: der aus einfachsten Verhältnissen stammende und dank Stipendien nach Studien in Tübingen 1549/50 und Basel 1557/58 noch im Jahre seiner Basler Magisterpromotion 1558 zur Professur für griechische Sprache in Heidelberg gelangte Guilielmus Xylander. Schon 1556 waren bei Johannes Oporin die von ihm besorgten und Fuggern gewidmeten Erstausgaben zweier byzantinischer Autoren erschienen, danach als bekannteste seine Übersetzungen der 'Vitae' Plutarchs ab 1561 ebenfalls bei Oporin, der 'Moralia' desselben Autors ab 1570 bei Thomas Guarin (GG 98) (GG 99). Mit seiner kurz kommentierten Ausgabe und Übersetzung der Geographie Strabos, für die er selber sich das kaiserliche Privileg auf zehn Jahre beschafft zu haben scheint (wie seine Erklärung auf der Rückseite des Titels annehmen lässt), dürfte er sich aus zwei Gründen für die Petrinische Offizin als Drucker und Verlag entschieden haben: Da Petri bisher die einzige griechische Ausgabe seit der Editio princeps des Aldus und die einzige zweisprachige bisher überhaupt, zudem nicht allzu lange zuvor gedruckt hatte und vor allem da er bei ihm mit der offenbar von ihm gewünschten Illustration aus dem Vorrat seiner ptolemäischen Karten und mit Erfahrung im Kartendruck rechnen konnte. Im Privileg von Speyer vom 16. August 1570 lesen wir u.a., dass er dieses sein Werk Petri zu eigen (in den Verlag) übergeben habe, dass niemand es innerhalb des Reiches innert zehn Jahren drucken, zum Druck geben, gedruckt importieren, verkaufen, öffentlich oder im Verborgenen versteigern dürfe.

In der Widmung aus Heidelberg vom 1. März 1571 an Kurfürst August von Sachsen erfahren wir von der Entstehung der Ausgabe: Im Vertrauen auf den Fürsten, dem er "seinen Strabo" widme, habe er dank Gottes Hilfe sich vor fünf Jahren entschlossen, das Werk Strabos neu zu übersetzen, den Text wiederherzustellen und da und dort zu kommentieren. Und Gott habe ihm eingegeben, wem er seine Ausgabe widmen solle. Durch andere Arbeiten, besonders am Plutarch, sei sie verzögert worden. Und dann sei der göttliche Glücksfall der Hochzeit seines Fürsten Johann Kasimir von der Pfalz mit der ältesten Tochter Augusts von Sachsen, Elisabeth, eingetreten. Im folgenden werden Herkunft, Geburt, Schulung und philosophische Richtung Strabos - Peripatos mit stoischem Einschlag - aus eigenen Aussagen des Autors behandelt, seine Werke, sein Leben, seine Zeit, seine Reisen. Zur Würdigung seiner eigenen Arbeit weist Xylander dann darauf hin, wie er zuerst gehofft habe, dass ihm beim genauen Durchgehen des Textes die bestehende Übersetzung helfen würde, dass er dann aber, bei aller Würdigung der Leistung des Übersezers in seiner Zeit und angesichts seiner handschriftlichen Vorlage, sich habe entschliessen müssen, völlig neu zu übersetzen. Man könne vergleichen (und anders als etwa bei den mehreren deutschen Erasmus- und Cardanus-Übersetzungen haben wir es hier wirklich mit einer neuen Übersetzung gegenüber Guarinus und Gregorius Tifernas zu tun). Auch aus dem schon in Basel (1549) korrigierten (griechischen) Aldinentext habe er noch Hunderte von Fehlern ausmerzen müssen, wogegen die Hoffnung, eine Handschrift zu erhalten, sich als trügerisch erwiesen habe (erst Isaac Casaubon hat für seine nächste Ausgabe von Genf 1587 vier bis dahin unbekannte Handschriften beiziehen können). Dafür habe er andere Autoren beigezogen. Nicht alles Zweifelhafte habe er kommentiert oder gestrichen, manches nur gekennzeichnet oder in den Index verwiesen. In der Übersetzung habe er den mittleren Stil angewendet, Fachausdrücke durchaus nicht gemieden, beide Texte synoptisch anordnen (was auch schon l549 geschehen war) und zur besseren Anschauung an den betreffenden Stellen die ptolemäischen Karten einfügen lassen, da sich nach Strabos Text bzw. Überlieferung wie nach Plinius keine eigenen sinnvoll anfertigen liessen. Die Ortsnamen seiner Zeit (natürlich die lateinischen) habe er, auch wo sie unbestritten seien, nicht beigegeben, da sie sich ja im Ptolemaeus - d.h. in den typographisch gesetzten Texten der ptolemäischen Karten - fänden. Dagegen empfehle er den vor nicht langer Zeit gedruckten Dominicus Marius Niger (der 1557 bei Petri erschienen war) zum Vergleich, der die seit dem Altertum eingetretenen Veränderungen erkennen lasse. Zwischen Widmung und Strabotext folgt ein "Catalogus" der von Strabo zitierten Autoren, mit jeweiliger Seitenangabe, sowie ein sehr eingehender Index von über hundert dreispaltig gedruckten Seiten.

Wie in der Widmung erwähnt, finden sich denn auch, bis auf die beiden Weltkarten und eine weitere (s.u.), sämtliche "alten" ptolemäischen Karten der Ptolemaeus-Ausgaben Sebastian Münsters bei Petri (GG 279) in unserm Druck zu den siebzehn Büchern verteilt, in passender, von ihrer ursprünglichen Abfolge abweichender Anordnung: zuerst die zehn Europakarten, nun mit den Namen der dargestellten Länder bzw. Inseln (statt "Europae" mit Nummern) bezeichnet: Hispania, Gallia, Britannia, Italia, Sicilia et Sardinia, Germania, Sarmatia, Thracia, Rhaetia et Vindelicia, zweimal Graecia, dann neun der zehn Karten Asiens: II, III, VII, V, IX, IIII, I, X, Wiederholung von IX, VI, Wiederholung von V und IIII; kaum zufällig fehlt als einzige der 24 "alten ptolemäischen" Karten die "Tabula Asiae VIII", die zum Skythenland allerlei monströse Lebewesen von in die Augen fallender Grösse zeigt; an diese wollte man in einer wissenschaftlichen Publikation nun offenbar doch nicht mehr glauben machen. Schliesslich die vier Karten zu "Aphrica": III, IIII, I, II. Dazwischen finden sich, zur Beschreibung der Ägäis und des östlichen Mittelmeers, noch zwei Karten aus dem Proclus-Honter-Druck von l561 (GG 308): Euboea (S. 508) und Cyprus (S. 77) und vier stilgleiche wohl erst hierfür entstandene zu weiteren griechischen Inseln eingestreut: zu Cephaelenia (520), Creta (539), Lesbos (713), Rhodus (752); sie zeigen die Inseln mit zahlreichen benannten Ortschaften, Bergen, Flüssen, das Meer von Fischen und venezianischen und türkischen Schiffen belebt.

B c I 108; ein zweites Exemplar stammt aus dem Frey-Grynaeum: Frey-Gryn. L II 31.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc I 108 | Frey-Gryn L II 31

Illustrationen

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Titelseite mit Druckermarke

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2*r: Anfang der Vorrede des Wilhelm Xylander mit einer Widmung an den Kurfürsten August von Sachsen vom 1. März 1571.

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2*v: Vorrede des Wilhelm Xylander, 2. Seite.

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3*r: Vorrede des Wilhelm Xylander, 3. Seite.

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3*v: Vorrede des Wilhelm Xylander, 4. Seite.

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4*r: Vorrede des Wilhelm Xylander, 5. Seite.

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4*v: Vorrede des Wilhelm Xylander, 6. Seite.

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5*r: Vorrede des Wilhelm Xylander, 7. Seite.

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5*v: Vorrede des Wilhelm Xylander, 8. Seite.

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6*r: Vorrede des Wilhelm Xylander, 9. Seite.

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1ar: Anfang der griechisch-lateinischen Ausgabe der Geographica Strabonis.

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2Ccr: Karte von Creta.

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4XXv-5XXr: Karte von Nordafrika, wie sie bereits bei Petri in einer der verschiedenen Ptolemaeus-Ausgaben Sebastian Münsters erschienen ist.

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3YYv: Kolophon

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4YYv: Druckermarke