GG 317

Hippokratous Kōou Peri aerōn, hydatōn, topōn. Peri physōn.

Hippocratis Coi De aëre, aquis, & locis libellus. Eiusdem de flatibus. Graece & Latine Iano Cornario Zviccaviense Interprete. Basel: Hieronymus Froben und Johannes Herwagen August 1529. 4°.

Nach dem Druck der "Briefe" des Hippokrates im Sammeldruck griechischer Briefe des Aldus Manutius in Venedig 1499, einem ersten Abdruck des hippokratischen Eides in Johannes Frobens erstem griechischen Sammeldruck mit den Fabeln des Äsop 1524 (und in dessen späteren Auflagen) und der ersten griechischen Gesamtausgabe der Schriften des grössten griechischen Arztes (um 460 - um 370), des Begründers der Medizin als einer Wissenschaft (dem natürlich in der Folge auch zahlreiche Schriften unterschoben worden sind) bei Manutius in Venedig 1526 erst der vierte griechische Hippokratesdruck überhaupt, nachdem lateinisch Einzeldrucke und kleinere Sammlungen schon im 15. Jahrhundert, eine lateinische Gesamtausgabe mit den Übersetzungen des Fabio Calvo 1525 in Rom, eine zweite, durch andere Übersetzungen ergänzt, 1526 (GG 316) in Basel bei Andreas Cratander erschienen waren. Herausgeber, wie zahlreicher späterer Basler Drucke griechischer Ärzte, ist der Zwickauer Arzt Janus Cornarius. Gewidmet hat er den Druck in Basel, wo er sich 1528/29 aufhielt, am 1. Juli 1529 seinem Landesherrn, dem Kurfürsten Herzog Johann von Sachsen. Nichts wünsche er mehr, beginnt er, als dass man sehe, dass er die Übersetzung der erhaltenen Bücher des Hippokrates wirklich kühn in Angriff genommen habe. Es werde Leute geben, die sagten, er mache schon Gemachtes, wenn er nach so vielen alten Übersetzungen, auch neuen und vor allem jenen kürzlich erschienenen und schon zum dritten Mal gedruckten - so gross sei ihr Erfolg bei den Ärzten - Übersetzungen des Calvus von Ravenna sich derartiges vornehme. Doch die Sache selber zeige, dass für Hippokrates noch nichts geleistet sei, weder von den alten Übersetzern noch von Calvus. Jenen habe man verzeihen müssen, dass sie - sogar anonym ohne auf Ruhm zu achten, für die Allgemeinheit - nach den Möglichkeiten ihres Jahrhunderts übersetzt hätten. Calvus aber habe es, voll von sich überzeugt, so weit mit Hippokrates getrieben, dass man nirgends wisse, ob er den Text des Hippokrates bewahrt und übersetzt, oder diesen habe untergehen lassen und nur gewisse Trümmer an Land gezogen oder gar statt Hippokratischem sich gänzlich fremde Schwimmhilfen gegriffen habe. Denn einem Schiffbruch gleiche der Untergang so vieler bester griechischer und lateinischer Autoren, der teils auf den Ansturm der Barbaren, teils auf die Tyrannei gewisser abergläubischer kirchlicher Kreise, die sich noch bis heute nicht beruhigt habe, zurückzuführen sei. Dadurch sei die Medizin von allen Künsten am schlechtesten ausgerüstet, wenigstens so lange nicht alles in ihr nach den vollkommensten Schriften des Hippokrates wie nach einer Richtschnur ausgerichtet werde. Das sei nur möglich, wenn Hippokrates in seiner eigenen Sprache, in der er durch die Ungunst der Zeiten verstümmelt worden sei, möglichst vollständig erscheine und gelesen werde. Dazu aber brauche es einen zweiten Herkules. Er habe in dem Jahr, das er in Basel verbracht habe, praktisch nichts anderes getan, als da möglichst zu helfen, dank Ermunterung, teilweise auch Hilfe gelehrter Freunde, besonders Hieronymus Frobens, der mit möglichst korrektem Druck der besten griechischen und lateinischen Autoren den Tugenden seines Vaters nacheifere. Was er durch Kollation sämtlicher bekannter Übersetzungen mit einer griechischen Handschrift (Graecum exemplar) und zusätzlich einer griechischen Abschrift (Graeci cuiusdam scripti exemplaris), die einige kurze sorgfältig kopierte (exaratos) Schriften des Hippokrates umfasst habe (complectebatur), erreicht habe, werde er sagen, wenn das Werk erscheine, das er schon lange seiner Hoheit gewidmet habe (erschienen ist die griechische Ausgabe des Cornarius 1538 (GG 319), jedoch mit Widmung an des Kanzler Karls V. Matthias Helt, seine vollständige Übersetzung 1546 (GG 321), mit Widmung an Rat und Volk der Stadt Augsburg - Johann der Beständige, von Beginn an Vorkämpfer der Reformation, war 1532 im Alter von 64 Jahren gestorben). Einen Vorgeschmack dieser Arbeit gebe er hier mit der möglichst korrekten Edition und eigener Übersetzung dieser beiden Schriften. Daraus möge jeder, der beider Sprachen kundig sei, ersehen, wieviel mehr es bringe, die eine oder andere wichtige medizinische Schrift vollständig lesen zu können, als einen leichtfertig ohne jede Ordnung gesammelten Haufen, der nur dem Titel nach die Autoren enthalte, von der Medizin Unkundigen zum Verkauf angeboten nicht den Studien, sondern nur ihrem Verdienst zuliebe (Marco Fabio Calvo scheint nicht Arzt, eher Philosoph und Kunstfreund gewesen zu sein; er hat Vitruvs De architectura für seinen Freund Raffael übersetzt und mit diesem eine Rekonstruktion des alten Rom in der Malerei geplant, nach dessen frühem Tod 1520, kurz vor seinem eigenen in der Folge des Sacco di Roma, 1527 ein Werk über das alte Rom publiziert; eine griechische Abschrift der Werke des Hippokrates von seiner Hand, 1512 abgeschlossen, findet sich in der Vaticana; am 19. September 1515 hatte er seine Hippokratesübersetzung vollendet, erschienen ist sie zehn Jahre später; die Übersetzung Calvos hat auch Jan Antonin 1527 in einem Brief an Erasmus kritisiert). Dennoch wünsche er, Cornarius, sich, dass gute griechische Autoren, gleich welche, und sei es noch korrupter als Hippokrates oder aus dem Orkus hervorkämen, damit die Wissenschaften mit Hilfe derer, die einst allein als weise gegolten hätten (wobei er vor allem an Aristoteles gedacht haben dürfte), wieder ihre Vollständigkeit, die Staaten einen gewissen Frieden gewännen. Zu diesem Ziel habe ihm, Johann von Sachsen, Gott die Regierung des mächtigsten Fürstentums Deutschlands verliehen, in dem die Wissenschaften, die Sitten und das Studium der Theologie triumphierten.

Sammelbroschur mit mehrheitlich griechischen Drucken aus Besitz des Martin Borrhaus: B c VII 79 Nr. 6

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc VII 79:6

Illustrationen

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Vorrede des Herausgebers Janus Cornarius, seinem Landesherrn, dem Kurfürsten Herzog Johann von Sachsen am 1. Juli 1529 gewidmet, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Vorrede, 4. Seite

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Kolophon