GG 398

Io. Frob. studioso lectori S. D. Tria nova dabit hic libellus, Epistolam Erasmi, de modestia profitendi linguas. Libellum per quam elegantem D. Ioannis Chrysostomi Graecum, de Babyla martyre. Epistolam Erasmi Roterodami in tyrologum quendam impudentissimum calumniatorem... Basel: Johannes Froben August 1527. 8°.

Eine ungleiche Dreiheit, die der Drucker und Verleger Froben da anpreist: die erste Schrift, der Brief des Erasmus über die richtige Form des Sprachenunterrichts, ist nichts anderes als der nur vierseitige, aber höchst konzentriert-inhaltschwere Widmungsbrief vom 14. August 1527 an den damaligen Leiter des Collegium Trilingue in Löwen, das Hieronymus Busleyden 1517 gegründet hatte, Nicolaus Wary (Marvillanus), die dritte Schrift eine Rechtfertigung einer Johannes-Interpretation gegenüber einem Käsefachmann (tyrologus statt theologus) in Form eines Briefes an Robert Aldridge (Aldrisius) vom 23. August, der sich 1525 vergeblich für Erasmus in Cambridge um eine Seneca-Handschrift für die Neuausgabe von dessen Werken bei Froben bemüht hatte. Den zentralen Hauptteil bildet der griechische Erstdruck der Predigt des Chrysostomus über den Märtyrer Babylas.

Zwar trage er "Wasser ins Meer", beginnt Erasmus seine Widmung, mit der Sendung dieses Tröpfleins an die Quelle der Sprachen und Literaturen, doch man solle ja auch "dem der da hat geben". Und dieses Büchlein sei durch Stil, Aufbau und christlichen Gehalt wert, in seiner Schule vorgetragen und behandelt zu werden (tuo collegio praelegatur). Im Stil komme es Aphthonius, Lysias, Libanius, in der Eloquenz Demosthenes gleich, doch dazu atme es Christus: es gebe nichts Nützlicheres für die Schüler. Mit unerhörter Redekunst sei die einfache Märtyrergeschichte erzählt. Und solche Werke müsse man den Jungen vorführen, die heidnischen Autoren seien Lektüre für die Professoren selber. Verbindung von Moral- und Religionslehre mit Sprachlehre wünschten auch die Eltern der Schüler. Es gehe nicht darum, bewährte Fächer abzuschaffen, sondern sie reiner und leichter lernen zu lassen; man lerne die Sprachen nicht um nur zu reden, sondern um die an Gelehrsamkeit reichen Autoren richtiger zu verstehen. Die Bedeutung des Sprachunterrichts kenne er schon lange, doch nun habe er noch deutlicher erkannt, aus den Unruhen, die grossenteils aus Unkenntnis des Lateins und des Griechischen entstanden seien, wie nötig er sei. Und wie nötig das richtige Vorgehen dabei. Wozu Erziehung zu Neuerungssucht, zudem mit Verdacht auf Gottlosigkeit, führe, zeige Deutschland. Davon hätten sie sich im Collegium verdienstvoll ferngehalten.

Wir erkennen aus dieser Widmung an den Leiter einer ihm naheliegenden Schule, worum es Erasmus wohl auch schon mit den vorangegangenen kleinen Chrysostomus-Ausgaben zu tun gewesen ist.

D J V 78

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: DJ V 78

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Vorrede von Erasmus an Nicolaus Marvillanus, den Leiter des Collegium Trilingue in Löwen, datiert von Basel, den 14. Aug. 1547, 1. Seite. Es handelt sich um den im Titel erwähnten Brief des Erasmus 'de modestia profitendi linguas'.

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Vorrede, 2. und 3. Seite

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Vorrede, 4. Seite; Anfang von 'De sancto Babyla' des Johannes Chrysostomus

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Druckermarke von Froben, hss. Notizen eines unbekannten Vorbesitzers von 1541