GG 406

Opera D. Ioannis Chrysostomi Archiepiscopi Constantinopolitani, quotquot per Graecorum exemplarium facultatem in Latinam linguam hactenus traduci potuerunt, in quibus quid hac postrema editione sit praestitum, ex Praefatione & catalogo licebit cognoscere. Basel: Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius August 1547. Fol. 5 Bde.

Nochmals erscheint in Basel eine wiederum vermehrte lateinische Chrysostomusausgabe. Herausgeber und Übersetzer eines Teils der neu hinzukommenden Schriften ist der böhmische Humanist Sigismund Gelenius (Gelensky, Prag 1498 - Basel 1554), nach Studien in Prag, Bologna und Venedig seit 1524 als Korrektor und Editor in der frobenschen Offizin und freier Gelehrter in Basel, hier mit Erasmus befreundet. Andere stammen von John Cheke, von dem dann 1555 bei Nicolaus Episcopius junior eine Schrift über die Aussprache des Griechischen erscheinen wird (GG 43). Es gebe keinen nützlicheren Wetteifer unter den Menschen, deren Tätigkeit voranzutreiben - weder im privaten noch im öffentlichen Bereich - beginnt Gelenius seine Widmung an Abt Johann Rudolph von Murbach und Lure von Basel, l. August 1547, als den der Drucker, nicht nur die andern, sondern auch sich selber durch neue bessere Ausgaben zu übertreffen. Dies sehe man deutlich in letzter Zeit, besonders in den letzten zwanzig Jahren, in Italien, Frankreich und Deutschland. Besonders Chrysostomus komme kein Mal ohne zusätzliche neue Texte heraus: zuerst die alte noch freie Übersetzung des Anianus (des Pelagianers des 5. Jahrhunderts: zum Matthaeusevangelium), die jüngere des Georgius Trapezuntius (1395/96-1484/86, zum Matthaeusevangelium, Erstdruck Strassburg um 1465) und des Franciscus Aretinus (Francesco Griffolini, *1420). Da Griechischkenntnisse noch selten gewesen seien, habe man in den lateinischen Bibliotheken zusammengefegt was irgendwie nach Chrysostomus ausgesehen habe. Spätere Drucker hätten vorzügliche Gelehrte zur Übersetzung aus dem Griechischen aufgefordert: Erasmus (1525-1533), Germanus Brixius (1533ff.), Simon Grynaeus (1530/31). Schliesslich seien dank Bischof Gibertus von Verona die Pauluskommentare erschienen (griechisch, Verona 1529), und bald habe sich Wolfgang Musculus an ihre Übersetzung gemacht (1536, 1539), so dass nichts mehr gefehlt habe. Doch da Chrysostomus überall Liebhaber gefunden habe, seien auch hiernach nochmals echte Homilien gefunden worden, die er nun übersetzt habe. Und auf Wunsch der Drucker/Verleger (praesentis editionis autores) habe er überall griechische Handschriften zusammengesucht - eine rechte Packung - und allein, bis auf den Matthaeuskommentar, die lateinischen Texte verglichen (für diesen hat, wie wir dem Inhaltsverzeichnis zum Gesamtwerk und dem zu Band 2 entnehmen können, Sebastian Guldenbec die Übersetzung des Anianus, d.h. deren erste Hälfte, nämlich soweit die griechische Handschrift reichte, am griechischen Original verifiziert). Trost sei ihm bei dieser Fron der allgemeine Nutzen und der Dank der Freunde gewesen, darunter besonders der des Empfängers der Widmung, dessen Bibliothek ihm öfters geholfen habe, auch jetzt nicht zu helfen aufhöre. Mit den Übersetzungen der erstklassigen Autoren habe er dabei kaum Mühe gehabt, ausser wo sie wegen schlechter Vorlagen den Sinn nicht getroffen hätten; recht anders sei es bei den übrigen gewesen. Neu seien von ihm neun Homilien übersetzt, je nach Inhalt über die Bände verstreut, ebenso acht weitere, deren vorzügliche Übersetzung ihm John Cheke aus England geschickt habe; man finde sie im Inhaltsverzeichnis der Bände: hier handelt es sich um die sechs 1545 in London erschienenen Orationes de providentia Dei ac de fato, von welchem Druck Cheke offenbar ein Exemplar nach Basel gesandt hat, von denen bisher Erasmus nur fünf übersetzt gehabt und die dieser 1526 griechisch herausgegeben hatte (T. 5, Sp. 667 ff.) (GG 395) und die Oratio Kalendis habita (zum Neumond: T. 5, Sp. 937 ff.). Zusätzlich zu dieser allgemeinen Vorrede haben die einzelnen Bände nochmals kurze Hinweise über die Bearbeitung der enthaltenen Schriften erhalten. Nach zehn Jahren war die Ausgabe offenbar ausverkauft, denn 1557 erscheint ein seitengleich gesetzter Nachdruck (F J V 12-14).

Exemplar aus dem Frey-Grynaeum: Frey-Gryn. D I 16-18

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FJ V 12-14 | Frey-Gryn D I 16 | Frey-Gryn D I 17 | Frey-Gryn D I 18

Illustrationen

Buchseite

Titelseite

Buchseite

Vorrede des Herausgebers Sigismund Gelenius an Abt Johann Rudolph von Murbach und Lure, datiert von Basel, den 1. Aug. 1547, 1. Seite

Buchseite

Vorrede, 2. Seite

Buchseite

Erste Seite des Chrysostomus-Textes

Buchseite

Druckermarke der Officina Frobeniana

Buchseite

Titelseite des 2. Bds.

Buchseite

Letzte Textseite des 2. Bds. mit Kolophon

Buchseite

Druckermarke der Officina Frobeniana