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Eusebii Pamphili episcopi Caesariensis, Theologi, Philosophique & Historici excellentis, Opera, in duos divisa Tomos, omnia, quae hactenus inveniri potuerunt, nunc denuo ex vetustiss. Graecis exemplaribus, aucta & correcta in ordinemque redacta ... In hac editione accessit Panegyricus de Laudibus Constantini Magni, Imp. Augusti, continens multa quae apud alios historicos vix inveniuntur, autore Eusebio. Basel: Officina Henricpetrina September 1570. Fol. 2 Bde.

Waren bis 1559 Petris Drucke der Werke des Eusebius das Werk von Philologen - Sichard, Hopper - gewesen, so ist dieser vierte, im September 1570 in der Officina Henricpetrina erschienene, das eines Theologen. Das zeigt sich nicht nur am Umfang der Widmungsvorrede, sondern mehr noch an ihrem Inhalt, der sich nicht mit Entstehung und Ordnung der Ausgabe beschäftigt, sondern mit ihrem erbaulichen Inhalt. Und noch deutlicher an einer Beigabe, die sehr viel wesentlicher ist als die der neu hinzugekommenen Lobrede auf Kaiser Konstantin: die von Argumenta, d.h. Zusammenfassungen zu den einzelnen Büchern, und Scholia, d.h. Erklärungen zu den einzelnen Kapiteln der beiden polemischen und apodeiktischen Werke De praeparatione und De demonstratione evangelica. Was nebenbei zeigt, dass diese Schriften, anders als für Hopper, für Johann Jacob Grynaeus bedeutend gewichtiger waren als die historischen. So wird denn 1570 das Werk in Band 1 mit den polemisch-apodeiktischen, d.h. in weiterem Sinn erbaulichen Schriften und Band 2 mit den historischen Schriften eingeteilt. Zu diesem Zweck wird das 15. Buch von De praeparatione vorn an seinen Platz transferiert und die Schrift Gegen die Ketzerei des Hierocles ebenfalls in den ersten Band nach vorn umgestellt. In Buch 15 Contra philosophos ist die Übersetzung Hoppers durch Thomas Freigius bearbeitet worden, wie wir auf der Rückseite des Titels erfahren: ... & in quibusdam locis Iohanne Thoma Freigio I.U.D. Interpretibus. Hier ist auch der Übersetzer des Panegyricus auf Konstantin genannt, der Engländer John Christopherson: der Erstdruck war erst im Vorjahr ("recens editus") in Löwen im Anhang an einen Druck der Historia ecclesiastica erschienen. Weiter ist hier auf die Weiterführung der Chroniken von 1559 bis 1570 hingewiesen, auf die Praefatio de ratione legendi cum fructu historiam Ecclesiasticam, die Isagoge, die Einführung des Grynaeus zu dieser, in der er den Unterschied von weltlicher und christlich-kirchlicher Historiographie herausarbeitet und darauf in 13 Punkten deren wesentliche Kennzeichen behandelt, auf die man bei der Lektüre zu achten habe, damit diese fruchtbar werde.

Noch umfangreicher ist des Grynaeus Widmungsvorrede zur Gesamtausgabe an den Basler Professor der Theoretischen Medizin Isaac Keller und seinen Verwandten Samuel Grynaeus, 1565 Professor für Logik, seit 29. Juni 1569 Doktor der Rechte und 1571 Professor für Institutionen. Es gebe nur wenige Bekenner des Wort Gottes, aber viele Verfolger. Es sei traurig, dass so viele auf dieses heilbringende Wort nicht hörten, die sich Tag und Nacht mit der Kloake der poetischen Fabeln bei Homer, Hesiod, Orpheus, in den Mythologien und Dämonengenealogien Boccaccios, den Atommärchen Demokrits abgäben. Schon Moses habe den Kampf Satans vorausgesagt. Doch Satan sehe sich durch Christus widerlegt, in die Enge getrieben, wozu Grynaeus die Verse vom Qualm speienden Cacus «des alten Dichters» zitiert (Aeneis 8, 252-255). Paulus beschreibe den Kampf und den Sieg der Christen. Da aber die Weisheit Gott nicht erkenne, habe er sich durch die Narrheit des Kreuzes gezeigt. So habe man nicht nur gegen das Fleisch und Blut, sondern auch gegen die Herren dieser Welt zu kämpfen, weshalb die Kirche täglich um das Kommen des Reiches Gottes bitte. Doch der allein nach Gottes Ebenbild geschaffene Mensch sehe ihn vor Blindheit nicht, ein bedauernswertes Schicksal. Drei Arten von Gegnern Gottes habe es je gegeben: die der Heiden, die, den Untergang ihrer Religion ahnend, die Christen auszurotten und ihre eigenen Lehren durch neue Philosophien zu stärken gesucht hätten. Diesen antworte Euseb in der Praeparatio evangelica, indem er Beispiele u.a. aus Porphyrius, Diodor, Plutarch widerlege. Gegen diese Philosophie der Philosophaster habe sich genauso schon Paulus gewandt: gegen die Epikureer und die Gnostiker. Die zweite Gruppe der Gegner seien die Juden, von Herkunft Kinder Gottes, die sich nun ebenso heftig gegen das Christentum gewandt hätten, das kein Vorrecht habe. Hiergegen wende sich Euseb in der Demonstratio evangelica, nach dem Vorbild des Paulus. An dritter Stelle stünden die Pseudochristiani, falsche Propheten, die einzelne Lehren zum Aufbau eines jüdischen Christentums herausgegriffen hätten, die schon Paulus habe bekämpfen müssen. Eusebius zähle sie auf in seiner Historia ecclesiastica. Hierzu gehörten auch die Häretiker, die ein philosophisches Christentum hätten schaffen wollen (womit er nicht den herrlichen Ring aller Disziplinen meine, den die Griechen Enkyklopaideia genannt hätten, sondern eine spitzfindige und gelehrte Eitelkeit, die von gewissen neueren Philosophen gerühmt werde): die Manichäer und ihre pythagoreischen Lehren. Zu diesen zähle Eusebios u.a. Markion, Apelles, Florinus, Montanus, Arius. Auch für den Kampf der Kirche gegen diese Gruppe biete die Ecclesiastica Historia Beispiele. Schliesslich weist Grynaeus auf die Waffen der triumphierenden Kirche hin, mit denen die Apostel in die Welt gezogen, die Märtyrer gekämpft hätten, mit denen auch sie, die Adressaten und Leser, nun zu kämpfen hätten, was Euseb in der Gesamtheit seiner Werke zeigen wolle.

Bei der Wahl der Schutzherren für die durchaus lohnend vermehrte und, wo nötig, mit Inhaltsangaben und Erklärungen (Argumentis ac Scholiis) versehen Ausgabe - nochmals weist Grynaeus hiermit auf die zentrale Bedeutung der Praeparatio und der Demonstratio evangelica hin - sei er auf sie, Isaac Keller und Samuel Grynaeus, gekommen, da sie nicht nur gebildet, nicht nur engste Freunde, denen sprichwörtlich alles gemein sei, sondern auch Bürger der selben Stadt Basel, Zierden der selben Akademie in Jurisprudenz und Medizin seien. Sie möchten dem Werk seinen Platz in ihrer Bibliothek anweisen, damit sich nach ihrem Beispiel auch andere Bibliotheken ihm öffneten. Hier zitiert Grynaeus, den beiden Humanisten von den andern Fächern gegenüber, durchaus aus der "Kloake der Fabeln" heidnischer Dichter: griechisch aus Homer, nun Vates ille Graecorum genannt, und Pindar. Ein seitengleicher Nachdruck dieser Ausgabe erschien in der Offizin schon im März 1579.

Exemplar aus Besitz Remigius Faeschs: F K IV 4.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FK IV 1 | FK IV 4 | FK IV 18

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Argumentum des 1. Buches der 'Praeparatio Evangelica'

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Argumentum (2. Seite) und Textbeginn der 'Praeparatio Evangelica' (Buch 1, Kap. 1)

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Ende von Kap. 1 und Scholien dazu vom Herausgeber Johann Jacob Grynaeus

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Titelseite von Bd. 2, der Chronik

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Letzte Seite der Chronik: die Nachführung eines anonymen Autors ("Germani cuiusdam") bis zum Erscheinungsjahr

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Kolophon

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