GG 425

Divi Cyrilli , Alexandrini episcopi, Commentariorum in Hesaiam Prophetam libri quinque, nunc primum in Latinam linguam ex Graeca conversi, Laurentio Hunfredo interprete... Basel: Froben und Episcopius 1563. Fol.

Mit ungewöhnlich ohne Vornamen formuliertem Impressum auf der Titelseite, keinem am Schluss des Druckes, erscheint vermutlich um den Todestag Hieronymus Frobens, den 13. März 1563, herum bei diesem und Nicolaus Episcopius in auch dessen letztem Lebensjahr (gest. 7.3.1564 - eventuell 1563) der erste Druck - lateinisch - des Jesaiaskommentars des Cyrillus von Alexandria, nach einer griechischen Handschrift, die Froben und Episcopius dem Ãœbersetzer in Basel besorgt hatten (griechisch ist er erst in der zweisprachigen Gesamtausgabe von 1638 in Paris erschienen, mit unserer Ãœbersetzung). Ãœbersetzer und zugleich damit Erstherausgeber ist der Engländer Laurence Humphrey (um 1527-1590). Nach seinen Studien 1552 Lecturer für Naturphilosophie, 1553 für Ethik am Magdalen College in Oxford, lebte er als Anhänger des reformierten Glaubens während der Regierung Königin Marias 1553-1559 im Exil in Basel, Zürich, wo er beim Drucker Christoph Froschauer wohnte, Frankfurt, Genf und zuletzt im Sommer 1559 wieder in Basel. Nach seiner Rückkehr nach England wurde er 1560 Königlicher Professor für Theologie an der Universität Oxford, 1561 Präsident des Magdalen College, wo er sich für den Calvinismus einsetzte, später Dekan von Leicester und Gloucester.

Seine Ãœbersetzung hat er am 11. Januar 1562 in Oxford seiner Landesherrin, der Königin Elisabeth von England, Frankreich und Irland gewidmet, wobei er die Widmung als Gelegenheit nützte, jedem Leser das Leitbild einer reformierten Kirche und reformierten Lebens, wie er sie in Zürich und Genf kennengelernt hatte, vor Augen zu stellen. Seine Dankesschuld habe es ihn wagen lassen, beginnt er, den Jesaiaskommentar des berühmten Cyrillus, den er vor einigen Jahren ins Lateinische übersetzt habe, der Königin zu widmen, da er nicht ohne Widmung ausgehen solle und er wie sie alle ihr alles verdankten. Nichts sei für einen Fürsten würdiger als die Wissenschaften. Wenn Alexander der Grosse und Caesar mehr auf ihre Bildung als auf ihre Kriegstaten gegeben hätten, alle Heiden sich ihren profanen Wissenschaften ergeben hätten, um wieviel mehr müsse man sich jetzt denen hingeben, die von der christlichen Religion gutgeheissen würden, ganz besonders den Weissagungen der Propheten und unter diesen dem Jesaias, der Moses erhellt und die Sonne Christus angekündigt habe. Die Lektüre eines königlichen Propheten sei der Könige besonders würdig, dessen Würde, Standhaftigkeit, Sprache, Lauterkeit und Glanz fünf Könige erlebt hätten und heute alle, die etwas von Literatur verstünden, bewunderten. Zudem sei sein Inhalt die Voraussage Christi und seiner Herrschaft, in der dieser alles Abergläubische verurteile: fremde Kulte, Lippenverehrung, Tieropfer und feierliche Gesten, Gebetswiederholungen, Feiertage und Sabbat zu halten und mosaisches Fasten, und verlange, den alten Schmutz abzuwaschen, die verkehrten Studien richtigzustellen, aufzuhören Ãœbles zu tun, Gutes zu tun zu lernen, den Waisen zu helfen, die Götzen auszurotten, den Berg Jakobs zu besteigen und die Wege dorthin zu weisen. Nicht äussere Pracht und aufgeputzte Bilder verlange dieser König, sondern eine echte und innerliche Frömmigkeit, nicht ölgesalbte und durch Theaterkleidung auffallende Diener, sondern demütige, schlichte, die sich auch nicht als Priester bezeichneten. Ein solches Reich Christi zeige Jesaias den Fürsten im Spiegel. Auch Hieronymus habe den Kultprunk des Tempels in Judäa abgelehnt, da der arme Herr Armut und Kreuz verlange. Anders Papst Urban, der silberne und goldene Kelche gesammelt habe (Urban I., gest. 230, Patron des Weinbaus und der Winzer), doch Chrysostomus verlange nicht goldene Gefässe, sondern goldene Seelen. Sie, Elisabeth, lerne, die Kirche nach diesen Vorschriften zu gestalten und die Frömmigkeit rein zu bewahren; und, den andern Grundstein dieses Reiches, den Frieden zu schaffen, ein goldenes Zeitalter. Das wüssten alle von ihr, merkten auch die andern Völker. - Vom Kommentar des Cyrillus habe er von den Froben eine griechische Handschrift (exemplar Graecum), der diese umsichtig nachgespürt hätten, erhalten und diese, soweit es seine übrigen Tätigkeiten erlaubt hätten und nach Möglichkeit sinngetreu, ins Lateinische übersetzt (offenbar haben Froben und Episcopius die Handschrift auch ihrem Besitzer wieder zurückgegeben, denn sie findet sich nicht in Basel). Eleganz verlange niemand von einem Theologen und Kommentator. Wenn irgendwo etwas nicht stimme, möge man bedenken, dass das in einem umfangreichen und verderbten Werk, wenn es sonst auch sehr schön geschrieben sei, geschehen könne. Allfällige Lücken seien dem handgeschriebenen und verstümmelten Manuskript (chirographo manuscripto ac mutilato) zuzuschreiben. Das sei, soviel er wisse, hin und wieder am Schluss geschehen (er hat offenbar um 1559 in Basel übersetzt und seine Übersetzung in Basel gelassen, jetzt auf Aufforderung der Drucker hin aus Oxford die Widmung hinzugefügt). Cyrillus sei nicht überall dem hebräischen Text oder dem der Septuaginta gefolgt; er sei dann möglichst ihm gefolgt. Wer sich wundere, dass Cyrillus erst jetzt wieder auferstehe, solle bedenken, dass viele herrliche Denkmäler bester Autoren noch im Verborgenen lägen, durch die gothischen Unruhen und Kriege sowie die Unwissenheit und Bosheit der Menschen zu Grunde gegangen seien. Auch manches von Augustin, Origenes und andern sei erst kürzlich wieder auferstanden. Auch Chrysostomus sei nicht auf einmal vollständig wieder hervorgekommen; nach Anianus, Trapezuntius, Aretinus hätten Erasmus und Brixius gewisse verstreute Ãœberreste wiederhergestellt und übersetzt, nach diesen Musculus, Gelenius, der Engländer Chekus manches hinzugefügt und übersetzt. Man sei nun klüger, da die Zeit vieles lehre, und durch das neue Aufblühen der griechischen Sprache und Literatur sei man umsichtiger in der Suche, geschickter im Ãœbersetzen, feiner im Drucken, eifriger im Lesen und Lernen geworden. Von Cyrillus liege jetzt noch vieles im Staub, das Nicephorus, Volaterranus und andere gekannt hätten, und dass es von ihm nicht weniges zu andern Propheten in italienischen Bibliotheken gebe, bezeuge Gesner, der wie eine Biene mit scharfen Augen alle Buchläden (officinas librarias) durchstöbert habe.

Der Widmung voran geht auf der Rückseite des Titels ein lateinisches Epigramm auf diese Ausgabe des Cyrillus und ihren Ãœbersetzer Humfredus vom Basler Schulmeister Jacob Härtlein (Hertelius), der somit die Ausgabe in der Offizin als Lektor und Korrektor betreut haben dürfte (auch nicht alle Druckfehler behoben hat, wie wir auf dem Schlussblatt feststellen können). Ihr folgt, wohl von Hertelius ausgezogen, ein Abschnitt über Cyrillus aus der Kirchengeschichte von Socrates und Euagrius (sie ist ja in der selben Offizin mehrmals, zuletzt gerade wieder im März 1562, erschienen [GG 414]) und ein Hinweis, dass, wer mehr über den Autor wissen möchte, bei Gennadius (seine Glaubenslehre war griechisch 1530 in Wien, lateinisch 1533 in Paris und 1556 in Basel in der Haereseologia erschienen [GG 438]) und vor allem in Conrad Gesners Bibliotheca nachschlagen solle, wo er viel Lesens- und Wissenswertes über seine Schriften, die schon und die noch nicht veröffentlichten, finde.

F K VI 13 Nr. 2: Ex Bibliothecae Libris Academiae Basiliensis (Eintrag, wie stets aus dieser Zeit, vom damaligen Bibliothekar der Universität Heinrich Pantaleon), zusammengebunden mit dem zweiten Teil von Heinrich Pantaleons Martyrum Historia, Brylinger 1563, mit Prägung auf dem Einband 1563.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FK VI 13:2

Illustrationen

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Titelseite

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Vorrede des Übersetzers Laurence Humphrey (Hunfredus) an Königin Elisabeth, datiert von Oxford, den 11. Jan. 1562, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Vorrede, 4. Seite

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Erste Textseite von Cyrillus

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Druckermarke von Froben