GG 469

Aristeae De legis Divinae ex Hebraica lingua in Graecam translatione, per Septuaginta interpretes, Ptolemaei Philadelphi Aegyptiorum regis studio ac liberalitate Hierosolyma accersitos, absoluta, Historia nunc primum Graece edita... Cum conversione Latina, autore Matthia Garbito. Basel: Johannes Oporin [August 1561]. 8°.

Erster Druck des griechischen Textes des sog. Aristeas-Briefs, nachdem eine lateinische Übersetzung von 1471 bis 1550 schon sieben Mal, u.a. 1536 bei Johannes Bebel in Basel, erschienen war. In diesem Brief erzählt der fingierte Verfasser von der Übersetzung des Alten Testaments durch 72 jüdische Gelehrte ("septuaginta"), die König Ptolemaeus II. hierzu aus Jerusalem nach Alexandria habe kommen lassen. Herausgeber des Textes und der neuen Übersetzung des 1559 verstorbenen Tübinger Gräzisten Matthias Garbitius ist der nicht unbedeutende spätere Rechtsgelehrte und Geschichtsschreiber Simon Schard (1535-1573), der, nach Studien in Leipzig und Italien, im Sommer 1561 ein erstes Mal in Basel weilt und zugleich mit unserm Druck eine rechtshistorische Schrift des Eustathios bei Oporin herausgibt (GG 378). In seiner Widmung an den Augsburger Handelsherrn Huldrich Fugger vom 1. Juli 1561 erzählt der Doctor iuris utriusque Schard, wie er im letzten Winter auf Reisen in Italien grosszügigerweise von einem hervorragenden Manne, den er nicht nennen wolle (der von ihm als Vermittler einer juristischen Handschrift genannte spanische Jurist, Numismatiker und Historiker Antonio Agustin, der in diesen Jahren in Italien tätig war?), die Schrift des Aristeas gezeigt bekommen habe und sie habe erhalten können und sogleich mit der Abschrift begonnen habe. Einem mehrseitigen Lobpreis auf Ptolemaios Philadelphos für seine Grosszügigkeit Wissenschaft und Bibliothek gegenüber, den sich die zeitgenössischen Fürsten zum Vorbild nehmen sollten, folgt ein Lob der Schrift, die die wahre Bildung eines christlichen Fürsten vermittle. Deshalb habe er sich ihre Publikation und eine neue lateinische Übersetzung vorgenommen, da die alte des Matthias Palmerius aus Pisa und die italienische (1477 in Venedig erschienen) nicht immer den Sinn träfen, und nach seiner Rückkehr nach Deutschland damit begonnen. Da sei seinem Freund Oporin die Übersetzung des verstorbenen Professors der griechischen Sprache in Tübingen Matthias Garbitius durch den Tübinger Professor der Physik Georg Liebler zugesandt worden. Daraufhin habe er seine Übersetzung zurückgestellt, jedoch den griechischen Text nach seiner vollständigeren und korrekteren Handschrift drucken lassen. Die Widmung aber gebühre ihm, Huldrich Fugger, der wie seinerzeit Ptolemaios Professoren wie Gasser und (Hieronymus) Wolff fördere, eine Bibliothek aufbaue und aus dieser für die gelehrte Welt publizieren lasse.

Nach dem Druck hat Schard die Handschrift, in der am Rand die meisten Kürzel und unklaren Stellen lesbar gemacht sind (obwohl die Kürzel im Druck dann wieder nicht weniger zahlreich sind ), Basilius Amerbach geschenkt, wie dessen Eintrag auf der letzten Seite zeigt: Donum Simonis Schardij Magdeburgens. Doctor.: Mscr. 0 IV 10.

B c VII 28 Nr. 1

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc VII 28:1

Illustrationen

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Vorrede des Herausgebers Simon Schard an Huldrich Fugger, datiert vom 1. Juli 1561, 1. Seite (von 17)

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Vorrede, letzte Seite

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Gedicht von Jacob Härtlein an den Leser. Anfang des Aristeas-Briefes im Original.

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Anfang des Aristeas-Briefes in der lateinischen Übersetzung

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Erste Seite der von Schard benutzten Handschrift. Mscr. O IV 10