GG 115

Aristotelous hapanta.

Aristotelis summi semper philosophi, et in quem unum vim suam universam contulisse natura rerum videtur, opera quaecunque hactenus extiterunt omnia: quae quidem ut antea integris aliquot libris supra priores aeditiones omnes a nobis aucta prodierunt, ita nunc quoque, lucis & memoriae causa, in capita diligenter distincta in lucem emittimus... Per Des. Eras. Roterodamum... Basel: Johannes Bebel und Michael Isingrin Mounychion/März 1550. Fol. 2 Bde.

Die Tatsache, dass schon acht Jahre nach 1531 (GG 112) und hier wieder elf Jahre nach 1539 (GG 114) jeweils eine neue Basler Ausgabe erschien - erscheinen konnte, das heisst dass diese Ausgaben sich gut verkauften und spätestens dann jeweils ausverkauft waren - gegenüber den dreissig Jahren ohne Neuausgabe nach der Aldina - gab Erasmus in seiner gewiss mit Grynaeus und vor allem mit Bebel abgesprochenen Äusserung von 1531 recht, dass einerseits die Aldina für Studenten zu teuer gewesen sei (was natürlich auch auf ihr frühes Erscheinen zurückzuführen war, während die hier vorliegende sich schon ein unbemittelter Student anschaffen konnte, wie Xylander unten zeigt), und dass sie anderseits schon lange nicht mehr erhältlich gewesen sei.

Anders als die zweite Ausgabe hat diese dritte Basler Ausgabe der Schriften des Aristoteles allerdings keine neuen Schriften als Zusatz erhalten. Hingegen haben mehrere Persönlichkeiten von wissenschaftlichem Rang zu ihrer Verbesserung beigetragen, von denen wir in der kurzen Vorrede des Druckers Isingrin erfahren: Sofort nach Erscheinen der zweiten Ausgabe habe man, wie jemand, der zu bauen vorhabe, Material zusammenzutragen begonnen. Man habe Vorlagen und Verbesserungen von Gelehrten beigezogen, die teils aus Kollation verschiedener Vorlagen, teils auf Konjektur aus der alten Übersetzung (also eine Art Rekonstruktion), teils auf stilistischen Kriterien beruht hätten, und so unzählige Stellen verbessert. Das Organon habe Justus Velsius verbessert, Matthias Flacius Illyricus habe Bemerkungen (Annotationes) zur Rhetorik, den Moralia, zu den Schriften vom Kosmos und den Tugenden gesandt. Vor allem aber habe ihnen Conrad Gesner, der in allen Fächern beschlagen, im Aristoteles aber ganz besonders daheim sei, sein Exemplar mit seinen Verbesserungen zukommen lassen. Weiter habe man den Kommentar des Petrins Victorius zur Rhetorik beigezogen, in welchem dieser vieles erklärt und textlich wiederhergestellt habe (die Ausgabe der Rhetorik mit dem Kommentar Pietro Vettoris war 1548 in Florenz erschienen). Da diese Männer aber nur einzelne Bücher durchgearbeitet hätten, habe man noch weitere Gelehrte beigezogen (u.a. Sebastian Castellio?), die das ganze Werk durchgesehen und die Verbesserungen jener Männer eingearbeitet hätten. Zweifelhaftes habe man am Rand notiert, um so das Urteil dem Leser zu überlassen. Ausserdem habe man - worauf ja schon im Titel hingewiesen wird - das ganze Werk in Kapitel eingeteilt, wo solche in den Übersetzungen schon vorhanden seien, die Einteilungen diesen angepasst, und die Kapitel mit Hilfe Gesners, der dies in seinem Exemplar zum grossen Teil schon gemacht gehabt habe, als Ruhepunkt für den Leser und zum leichteren Auffinden und Einprägen mit kurzen Inhaltsangaben (titelartig) versehen. Das hätten die anderen geleistet; sie selber hätten zum Gelingen beigetragen, was die Drucker vermöchten.

Das Basler Exemplar B c I 3, aus dem Besitz Remigius Faeschs (1646), hat zuvor mehrmals den Besitzer gewechselt: im Juni 1551 hat es der später bedeutende Augsburger Philologe Wilhelm Xylander (Dezember 1532-1576) erworben (der auch in Basel hat drucken lassen), damals Student in Tübingen (Baccalaureat März 1550), möglicherweise von einem Vorbesitzer (Einband datiert 1550); dann ein Basler Hassfortus (Johann Philipp Hasfurt studierte 1565 in Heidelberg - bei Xylander ? - dann 1567/68 in Basel; Jonas Hasfurt 1577, Samuel Hasfurt 1603 in Basel), dann Sebastian Schönenberger (immatrikuliert 1624, stud. theol. 1629/30, dann 1640 Schaffner des Klosters St. Clara); dann 1646 Remigius Faesch (zahlreiche Notizen von Xylander): B c I 3

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc I 3

Illustrationen

Buchseite

Titelseite mit verschiedenen Besitzervermerken: Remigius Faesch (unterhalb der Mitte), eines Hassfortus (unterhalb des Impressums) und Sebastian Schönenbergers (ganz unten rechts); in der oberen Hälfte verschiedene Zitate

Buchseite

Vorrede von Michael Isingrin an den Leser

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Anfang der 'Categoriae' mit Notizen Xylanders

Buchseite

Titelseite des 2. Bandes; unten handschriftliches Zitat des Psellos

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Letzte Textseite mit griechischem Kolophon

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Druckermarke von Isingrin; Zitate