GG 131

In librum octavum Topicorum Aristotelis Simonis Grynaei Commentaria doctissima. Adiectae sunt ad libri calcem selectiores aliquot eiusdem S. Grynaei Epistolae. Basel: Johannes Oporin Oktober 1556. 8°.

1545 hatte der damalige Basler Professor für Logik und 1549 dritte Nachfolger des Grynaeus auf dem Lehrstuhl für Griechisch Sebastian Lepusculus seine Nachschrift der Topikvorlesung seines Lehrers Grynaeus bei Hieronymus Curio herausgegeben (GG 130). Der Berner Neffe des Grynaeus Thomas Grynaeus hatte es vergeblich durch Bonifacius Amerbach zu verhindern gesucht. Hier erscheint nun eine neue Ausgabe, allerdings ohne den griechischen Originaltext - nur lateinische Übersetzung und Kommentar - nach dem Manuskript des Grynaeus selber, herausgegeben von dessen Stiefsohn, dem Basler Professor der theoretischen Medizin Isaac Keller (Cellarius). Keller (1530-1596) hatte seinen Lehrstuhl nach Studien in Strassburg 1544 (u.a. bei Guinterius), Basel (1546/47 und später nochmals), Paris, Montpellier, Toulouse und Valence (wo er doktorierte) 1552 erhalten. Ein Vergleich der beiden Ausgaben zeigt, dass des Thomas Grynaeus Vorwürfe, Lepusculus werde dem Inhalt und Text der Vorlesung nicht gerecht, nicht berechtigt waren. Keller widmet die neue Ausgabe - ohne Angabe des Ortes (natürlich Basel) und Datums - seinem gnädigen Herrn, Christoph Herzog von Württemberg und Graf von Montbéliard. Viele hätten die Philosophie des Aristoteles nicht nur mit ihrer Arbeit zu Ehren gebracht, beginnt er, sondern sich bemüht, dunkel Überliefertes zu erklären, lückenhafte Stellen zu ergänzen. Als er jedoch gesehen habe, dass eine so gewissenhafte und gelehrte Arbeit lange vergessen und viele Arbeiten bester Gelehrter gänzlich verschollen oder nur bei wenigen Ungebildeten zum Schaden aller Studiosi vergraben seien, sei ihm leicht klar geworden, dass dieser Kommentar seines lieben Vaters solcher Gefahr entgehen könne, wenn er gewissenhaft gedruckt so fehlerlos und vollständig, wie es ihm möglich sei, veröffentlicht werde. Zudem hätten ihn, wenn dies ihn auch zwinge, seine medizinische Tätigkeit (d.h. seine Arztpraxis) und seine geschätzten philosophischen Studien nicht nur zurückzustellen, sondern fast ganz aufzugeben, seine Freunde, denen er verpflichtet sei, dazu gedrängt, deren Wohlwollen er nicht vergessen und deren Einfluss er nicht gering achten dürfe. Diese seien überzeugt, dass damit Grynaeus, der fast vergessen sei, der Nachwelt bekannt werde und die allgemeinen Studien gefördert würden (bei aller Verklausulierung kein Wort darüber, dass diese Vorlesung elf Jahre zuvor schon einmal erschienen war). Und da es allgemein Brauch sei, dass die Autoren ihre eigenen Schriften und ältere, in die sie Arbeit gesteckt hätten, treuen Förderern der Wissenschaften widmeten, widme er sie ihm, der wie kein anderer Fürst die Wissenschaften hoch schätze. Grynaeus erwarte seinen Schutz, ebenso Erasmus, Vives, Sturm (Johannes) und andere berühmte Männer, deren Briefe an Grynaeus er dem Kommentar beifüge. Denn warum würden Ciceros Briefe überall der Jugend eingebläut, wie ein unvergleichlicher Schatz öffentlich empfohlen? Warum die medizinischen Briefe anderer überall verbreitet? Sollten die Briefe des Grynaeus (die Ausgabe enthält auch einige Briefe, bzw. wohl Konzepte, des Grynaeus selber, u.a. als Abschluss einen solchen an seinen Neffen Thomas Grynaeus, zu dem Keller nach dem Tode seines Stiefvaters 1541 nach Bern in die Schule geschickt worden war), des Erasmus, Vives und anderer berühmter und verdienter Gelehrter es nicht verdienen, den studiosi bekannt zu werden? Er sehe keinen Hinderungsgrund. Die zu erwartenden Kabalen von Halbgebildeten kümmerten ihn im Vertrauen auf sein, des Herzogs, Ansehen nicht, und so werde er sich auch um die Herausgabe weiterer guter Autoren bemühen. - Keller hat ausser diesem Bändchen nichts publiziert; hingegen ist von seiner Schwester Anna ein Kochbuch bekannt.

Das Basler Exemplar B c V 51 Nr. 3 ist Geschenk Kellers an den Rektor des Studienjahres vom 1. Mai 1556 bis 30. April 1557 an der Basler Universität Bonifacius Amerbach (in wohl erst in der UB zusammgestelltem Sammelband).

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc V 51:3

Illustrationen

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Titelseite mit Schenkungsnotiz von Isaac Keller an Bonifacius Amerbach (unten beschnitten)

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Vorrede vom Herausgeber Isaac Keller an Christoph Herzog von Württemberg und Graf von Montbéliard, ohne Datum, 1. Seite

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Vorrede, 2. und 3. Seite

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Vorrede, 4. und 5. Seite

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Vorrede, 6. Seite; Anfang der lateinischen Übersetzung der Topica, Buch 8, gefolgt vom Kommentar des Grynaeus (1)

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Anfang der lateinischen Übersetzung der Topica, Buch 8, gefolgt vom Kommentar des Grynaeus (2)

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Anfang der Briefe des Grynaeus: Brief des Erasmus an Grynaeus, Basel den 26. Dez. (ohne Jahr)

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