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Plotini Divini illius e Platonica familia Philosophi De rebus Philosophicis libri LIIII in Enneades sex distributi, a Marsilio Ficino Florentino e Graeca Lingua in Latinam versi, & ab eodem doctissimis commentarijs illustrati, omnibus cum Graeco exemplari collatis & diligenter castigatis. Basel: Peter Perna 1559. Fol.

1492 war in Florenz bei Antonio Miscomini die Übersetzung des Werks Plotins, des Begründers des Neuplatonismus, durch den führenden Neuplatoniker der Renaissance, den Florentiner Marsilio Ficino, mit Widmung an Lorenzo de Medici erschienen. Ein Nachdruck erschien 1540 in Köln. Peter Perna aus Lucca, der, seit 1542 in Basel im Buchhandel - vor allem als Vermittler zu Italien - tätig, 1543 auch an der Basler Universität immatrikuliert, von 1558 bis zu seinem Tode 1582 in Basel selbständig gedruckt hat, vor allem auch Schriften italienischer Glaubensflüchtlinge, bringt im zweiten Jahr seiner Offizin, aber auch im Jahre der offiziellen Erstellung eines Index der verbotenen Bücher durch die römische Kirche, eine dritte Ausgabe heraus, mit Widmung an den nunmehrigen Herzog von Florenz Cosimo de Medici. Und dies wohl etwa gleichzeitig mit einer Korrespondenz des Basler Rates an den Herzog, deren Beantwortung durch diesen vom 4. Juni des Jahres in Basel erhalten ist, zusammen mit ihrer deutschen Übersetzung durch den Drucker und Ratsherrn Heinrich Petri für Bürgermeister und Rat: es geht darum, den Buchhandel zwischen den beiden Städten, auch wenn sämtliche Basler Drucker "ex officio" und die reformierte Druckerstadt selber auf dem Index stehen, mit kirchlich unverfänglichen Büchern wie bisher weiterzuführen. Ein reformatorisches Werk ist unser Druck nicht, als kirchenkonform galt sein Übersetzer allerdings auch nicht.

Perna beginnt seine Widmung vom 1. März mit einem Lobpreis der Vorfahren Cosimos als Hort der Künste und Wissenschaften, was Ausgaben griechischer und lateinischer Autoren seit hundert Jahren bezeugten. Welche guten Autoren besässe man, wenn nicht Cosimo und Lorenzo mit grossem Aufwand nicht nur von überallher die besten Bücher (d.h. Handschriften), sondern auch Gelehrte aus Griechenland nach Florenz gerufen und diese so gepflegt hätten, dass sie mit ihren Früchten ganz Europa erfüllt hätten. Ficino, Pico, Polizian hätten Florenz zu einem neuen Athen gemacht. Würde der Künste, Örtlichkeit, günstige Umstände, Ruhm und Umgänglichkeit des Herrschers hätten gelockt. Ehre und Lohn brächten die Künste zum Leben. Er führe dies weiter, habe zu Beginn seiner Herrschaft alle Unruhen besänftigt und zum Erliegen gebracht, ebenso den letzten grossen Krieg. Und das Grössere und Bleibende unterstütze er geradezu königlich in der Universität von Pisa: er fördere schönsten Buchdruck, berufe Gelehrte zur Bildung der Jugend und Publikation von Werken für die ganze Welt und die Zukunft. Die Künste würden niemand schaden. Alexander sei gross durch die Förderung des Aristoteles, Ptolemaeus Philadelphus bekannt durch seine Gelehrten und die Bibliothek. Er verdiene all die Widmungen der Gelehrten. Da deshalb Plotin nicht den letzten Platz in der Bibliotheca Medicea gefunden habe, habe Marsilio Ficino ihn, wie zuvor Plato, übersetzt und kommentiert und seinem Urgrossvater Lorenzo, nach dessen Tod seinem Sohn Pietro gewidmet und auf dessen Kosten, so gut man es damals vermocht habe, drucken lassen. Da er festgestellt habe, dass dieser Plotin vergriffen und gesucht sei, habe er ihn neu herausgegeben (der Kölner Nachdruck, auch jetzt, im Gegensatz zum Florentiner Erstdruck aus Amerbach-Besitz, in Basel nicht vorhanden, ist ihm offenbar gar nie bekannt geworden). Um ihn aber nicht einfach nachzudrucken (wie das bei einem solchen Umfang heute wohl geschehen würde, da man es sogar photomechanisch tun könnte), habe er ihn von Dominicus Monthesaurus (Montesoro) aus Verona mit einer alten griechischen Handschrift vergleichen, verbessern und ergänzen lassen, und selber mit grösster Sorgfalt gedruckt. Er habe ihn vollständig durchgesehen und alle Fehler des alten Druckers (sie seien unzählig gewesen) verbessert und den Text Plotins von dem des Ficinus durch unterschiedliche Grösse der Typen abgehoben. In allem habe er sein möglichstes getan und diesen Plotin widme er ihm, wenn man jemand geben könne, was dessen Vorfahren gehört habe, und es nicht eher zurückerstatte.

Ex libris Bibliothecae Academiae Basiliensis: B c II 96 Nr. l

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc II 96:1

Illustrationen

Buchseite

Titelseite mit Druckermarke Peter Pernas

Buchseite

Widmung Pernas an Cosimo de Medici, 1. März 1569 (1. Seite)

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Widmung Pernas an Cosimo de Medici, 1. März 1569, 2. Seite

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Anfang des Plotintextes