GG 165

Theocriti Syracusani Eidyllia trigintasex, Latino carmine reddita, Helio Eobano Hesso interprete. Accesserunt recens Theocriti genus, ac vita. De inventione, ac discrimine Bucolicorum carminum. Item Singulis Eidyllijs singula argumenta. A quondam Graece, Latineque erudito latinitate donata. Basel: Andreas Cratander September 1531. 8°.

Sechs griechische Ausgaben der erst später Idylle benannten Gedichte des Begründers der griechischen und damit auch der römischen und neuzeitlichen Hirtenpoesie Theokrit von Syrakus aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts vor Christus waren von etwa 1480 an schon in Mailand, Venedig, Florenz, Paris und Rom bis 1520 erschienen, ehe ihrer zwei in Löwen 1520 und 1528 erschienen und im Juni 1530 die erste im deutschen Sprachgebiet, von Albanus Torinus, bei Cratander in Basel (GG 164) und ehe sich - trotz der Nachfolge Vergils, der sich als Vorbild anbot - wohl ebenfalls gegen 1530 ein Übersetzer an die Gedichte wagte: einer der bedeutendsten neulateinischen Dichter deutscher Zunge, Helius Eobanus Hessus (1488-1540), Rektor der Stiftsschule in Erfurt 1507, 1517 dort Professor der lateinischen Sprache, 1523 infolge des Niedergangs der Erfurter Universität Lehrer für Poetik am neugegründeten Ägidiengymnasium in Nürnberg, an dem 1526-1535 auch sein ehemaliger Erfurter Schüler Joachim Camerarius als Lehrer wirkte, von 1533 an wieder Professor in Erfurt. Seine Übersetzung in den Versmassen des Originals erschien, zusammen mit dem von Camerarius hergestellten griechischen Text, im Februar 1531 in Hagenau bei Johannes Secer, und schon im September druckt Cratander hier die Übersetzung, nachdem er den griechischen Text ja schon im Vorjahr selbständig gedruckt hatte, nach. 1540 erschien dann aus Eobans Feder auch die erste metrische Übersetzung der Ilias Homers beim Schwager des dann mit ihm und Camerarius befreundeten Oporin, bei Robert Winter in Basel (GG 168)

Eobanus hat seine Übersetzung in einer mehrseitigen lateinischen Elegie dem Nürnberger Ratsherr Hieronymus Ebner gewidmet; diese Widmung folgt in unserm Druck aber ausnahmsweise erst nach den auf der Titelseite erwähnten einführenden Texten eines "gewissen griechisch und lateinisch Gebildeten" - der niemand anders ist als der Freund des Eobanus und Hagenauer Herausgeber Camerarius, und einem Epigramm Erasmus Ebners auf Eoban. Er möchte ihm das Werk widmen, beginnt Eoban, obwohl Ebner darin manchen Diebstahl aus Vergil finden werde. Die Verzögerung begründet er mit unzähligen Fehlern und Lücken in der griechischen Vorlage. Oft habe er die Arbeit aufgeben wollen, doch sein Kollege und Freund Joachim Camerarius habe es verhindert. Ihm sei viel zu verdanken: Verbesserungen und Ergänzungen. Die Arbeit sei schwierig gewesen, weshalb sie auch niemand zuvor gewagt habe. Viele Winternächte und heisse Sommertage habe er gebraucht.

Eobans Freund Camerarius hat nicht nur bei kleinen Lücken zum Textverständnis des Übersetzers beigetragen, sondern auch - wie an den betreffenden Stellen angemerkt, die vermeintlich am Schluss unvollständig überlieferte Idylle 31 (heute 24: Herakles als Kind) und die am Anfang ebenso unvollständig vermutete wie andere damals noch als echt geltende Idylle 32 (Herakles als Löwentöter) mit je über dreissig griechischen Hexametern "denkmalpflegerisch" zu Ende geführt bzw. eingeleitet, die Eobanus dann ebenfalls ins Lateinische übersetzt hat. So dürfte denn Camerarius auch der ungenannte griechisch und lateinisch Gebildete sein, der die "neue" Einleitung zum Dichter und zur Gattung der Bukolik und die Inhaltsangaben zu den einzelnen Gedichten verfasst hat und von dem, zusammen mit Eoban, am Schluss eine Variante zu Idylle 15 und die kurzen Erklärungen und metrischen Hinweise stammen.

Neuerwerbung von 1939; 1815 von einem J. Dampier erworben: B c VII 429

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc VII 429

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7av/8ar: Beginn von Theokrits Eidyllia in lateinischer, metrischer Übersetzung.

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7qv: Kolophon

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8qv: Druckermarke von Andreas Cratander.