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Aeschyli poetae vetustissimi tragoediae sex, quot quidem extant, summa fide ac diligentia e Graeco in Latinum sermonem, pro utriusque linguae tyronibus, ad verbum conversae, per Ioannem Sanravium Montempessulanensem... Basel: Johannes Oporin/Ludwig Lucius März 1555. 8°.

Nach griechischen Gesamtausgaben der sechs bekannten Tragödien 1518 in Venedig und soeben 1552 in Paris und Venedig und einem einzigen griechischen Einzeldruck des (in seiner Echtheit heute ja angezweifelten) Prometheus in Paris von 1548 erscheint hier in Basel die erste Übersetzung eines bzw. der sechs Stücke überhaupt. Übersetzer ist der junge Jean Sanravy aus Montpellier. Am 8. März 1552 hatte der aus Neuenburg a. Rh. stammende ehemalige Schüler Bonifacius Amerbachs Gervasius Marstaller, nun zum weiteren Studium in Montpellier, den jungen Sanravius aus vornehmer Juristenfamilie, der, zum Kaufmannsberuf bestimmt, mitten im Geschäftslärm hebräisch lerne und für den sich ein Studium aufdränge, an Amerbach empfohlen, damit er in Basel auch griechisch und lateinisch lerne. Wohl am 26. April ist er mit einem Empfehlungsbrief Isaac Kellers nach Basel abgereist. Im Mai hat er sich auch schon in Basel immatrikuliert, hat hier den griechischen Erstdruck Oppians von Florenz 1515 besessen und verschenkt und bis zum 24. Juni 1555 in Basel studiert, da er nach Padua weiterzieht, wohin ihm Amerbach einen Brief an seinen Sohn Basilius mitgibt und von wo er an Conrad Pellican, den er in Zürich kennengelernt hat, einen hebräischen Brief schreibt. Ende 1556 bis Frühling 1557 weilt er wieder in Basel, wo Johannes Calvins "Brieve Instruction", Genf 1545, aus seinem Besitz in den Sebastian Castellios übergeht. 

Seine Wort-für-Wort-Übersetzung, die sich für Anfänger beider Sprachen eignen solle, hat Sandravius (wie sein Eintrag in der Basler Matrikel lautet) in griechischer Sprache in Dankbarkeit einem Iōannē tō kezēlyō proedrō gewidmet, einem Verwandten des 1553/54 in Basel immatrikulierten Bernardus Hezelius Treverensis? Der Widmung folgen ein griechisches und ein lateinisches Epigramm eines Bernardos Bertrandos Rheginos, wohl eines Landsmanns des Sanravius; Bertrand hat sich ebenfalls 1553/54 an der Basler Universität immatrikuliert.

Das Exemplar B c VII 664 ist 1954 aus italienischem Besitz erworben worden.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc VII 664

Illustrationen

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2Ar: Widmung des Übersetzers Johannes Sandravius an Johannes Hezelius, 1. Seite (re).

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2Av/3Ar: Widmung des Johannes Sandravius, 2. Seite (li), Griechisches und lateinisches Epigramm eines Bernardos Bertrandos Rheginos (re).

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5Ar: Anfang der Tragödie Prometheus vinctus des Aeschilus.

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6Sr: Kolophon