GG 306

Procli De Sphaera Liber. Cleomedis De Mundo, sive circularis inspectionis meteororum libri duo. Arati Solensis Phaenomena, sive Apparentia. Dionysii Afri Descriptio orbis habitabilis. Omnia graece & latine ita coniuncta, ut conferri... poszint; adiectis etiam Annotationibus. Basel: Heinrich Petri 1547. 8°.

Vier Schriften von vier verschiedenen griechischen Autoren verschiedener Zeiten zur Weltkunde vom Umfassendsten bis zur Humangeographie gibt Marcus Hopper, Professor der griechischen Sprache in Basel und Schwiegersohn Petris, hier in einem kleinen Bändchen zweisprachig heraus. Zum Zweck der Ausgabe äussert er sich in seiner Widmung an den noch nicht achtjährigen Sohn des Bürgermeisters Adelberg Meyer Hans Ludwig vom 1. Januar 1547: Durch nichts habe Gott, nach seinem Wort, seine Macht, Weisheit und Güte eher der vernünftigen Seele offenbaren wollen als durch die wunderbare Himmelsmaschine, die durch ihre Vollkommenheit in jeder Hinsicht alles andere übertreffe. Deren Einzelheiten hier zu schildern sei unmöglich: Sternenschmuck, Bewegungen, Grösse, Distanzen. Doch nicht nur die Volksmenge, die das Leben an der Bequemlichkeit und den Bedürfnissen des Bauches messe, auch viele der sogenannten Gebildeten pflegten die Astronomie, die ihren Sinn lehre, nicht zu beachten, sogar zu verachten, obwohl die Menschen, nach Plato, die Augen um der Astronomie willen hätten, um gerade hierin die Macht, Weisheit und Güte Gottes zu erkennen, da er das Fleisch gewordene Wort noch nicht gekannt habe. Wer aber weder die körperlichen Augen noch die inneren des Geistes gebrauche, werde dafür büssen, denn das Studium der Astronomie sei nicht nur schön, angenehm und nützlich, sondern ein Auftrag Gottes. Zu preisen seien darum die, welche deren Studium durch ihre Tätigkeit vorantrieben, noch in der jetzigen Zeit. Doch auch alte Autoren seien auf diesem Gebiet lesenswert. Deshalb habe er in diesem Bändchen (von immerhin über 600 Seiten) einige, die einander in ihrer Reihenfolge ergänzten, zusammengebracht: Proclus für die Grundlagen, Cleomedes, der neben der Grundbeschreibung manches breiter bringe, z. B. über Begrenztheit oder Unbegrenztheit, Zeitenwechsel, Gestirne, Planeten, Arat für die schöne und nützliche Beschreibung der 'Himmelserscheinungen', schliesslich, da Astronomie und Geographie einander verbunden seien und einander ergänzen müssten, den Geographen Dionysios, um den Studenten die Kenntnis dieser Autoren nach der griechischen Überlieferung zu ermöglichen. Um aber auch für diejenigen zu sorgen, die des Griechischen nicht so weit oder gar nicht kundig seien (und mehr wird Hopper auch von einem Glied einer Handels- und Ratsherrenfamilie kaum erwartet haben), habe er die lateinische Übersetzung, Zeile für Zeile. gegenüber setzen lassen. Er hoffe, dass der Leser das akzeptiere; es sei zur Hilfe für die Anfänger gemacht. Ihm aber, dem kleinen Johann Ludwig, widme er den Druck angesichts seiner edlen Anlagen, seiner gar von Physiognomen gelobten Gestalt (er ist noch nicht achtjährig!) und schliesslich seines Vaters, des Bürgermeisters, und seines Oheims Bernhard Meyer wegen, die nun um die dreissig Jahre lang den Staat Basel mit höchstem Ruhm und zum grössten Nutzen der Bürger führten (und weiter führen möchten), in der Hoffnung, dass auch er durch die göttliche Gnade ans Ruder des Staates gelange. Dies würde mit philosophischer Bildung ruhmvoller geschehen. Und auch wenn er die Werke jetzt noch nicht zu lesen vermöge, wünsche er ihm die Fortschritte in der geduldigen Ausbildung, die es ihm einst ermöglichten, was er ihm jetzt wünsche. Möge Gott geben, dass er ihm einst dazu gratulieren könne.

Waren die vorangehenden Basler Drucke dieser Werke konventionell griechisch für sich und lateinisch für sich gedruckt (wozu dann noch, wieder für sich, Annotationes kamen), so haben Hopper und Petri hier mit dem nicht nur seitengleichen, sondern sogar zeilengleichen Paralleldruck von Original und Übersetzung jedem Leser, der die Übersetzung zu Hilfe nehmen wollte oder musste, einen grossen Dienst erwiesen. Denn die konventionelle Anordnung hatte ihm dazu nicht viel nützen können. Zu erreichen war es relativ einfach bei den beiden metrischen Werken, da hier immer wieder ein Vers oder eine Übersetzungshilfe mit Überlänge zum Ausgleich der verschieden langen Passagen beitrug; hier standen sich, den griechischen Hexametern entsprechend, griechische und lateinische Seite jeweils gegenüber. Schwieriger wurde es bei den beiden Prosaschriften: hier wählte man Spaltendruck und glich bis etwa zur Mitte der Seiten durch Auslassen einer Zeile aus, gegen unten durch Hinübernahme griechischen Textes (d.h. Zeilen- statt Spaltendruck) in die lateinische Spalte. Den Schluss bilden, wie in allen früheren Basler Drucken, die Annotatiunculae des Ceporinus von 1523. Studiert hat Johann Ludwig Meyer, gemäss Familientradition, nicht; er hat Anna, die ältere der beiden Töchter Hieronymus Frobens, geheiratet und hat es, wenn auch nicht zum Bürgermeister wie sein Vater und sein Oheim Bernhard, immerhin zum Ratsherrn gebracht.

B c VII 585.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc VII 585

Illustrationen

Buchseite

Titelseite

Buchseite

2r v+r: Anfang der Vorrede des Marcus Hopper mit einer Widmung an Hans Ludwig und Adelberg Meyer zum Pfeil vom 1. Januar 1547.

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1ar: Anfang des griechisch-lateinischen Paralleltextes der Sphaera von Procul.

Buchseite

5cv, 6cr: Anfang des griechisch-lateinischen Paralleltextes des Werkes von Cleomedes.

Buchseite

7xv, 8xr: Anfang des griechischen Textes der Phaenomena von Aratus Solensis (li) mit der lateinischen Übersetzung (re).

Buchseite

4Fv, 5Fr: Anfang des griechischen Textes der Orbis descriptio von Dionysius Periegeta (li) mit der lateinischen Übersetzung (re).

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7Pr: Kolophon (re)