GG 429

Opus eruditissimum Divi Irenaei Episcopi Lugdunensis in quinque libros digestum, in quibus mire retegit & confutat veterum haereseon impias ac portentosas opiniones, ex vetustissimorum codicum collatione quantum licuit emendatum opera Des. Erasmi Roterodami, ac nunc primum in lucem editum opera Io. Frobenij... Basel: Johannes Froben August 1526.

Eirenaios, aus Kleinasien stammend, wurde 178 zum Bischof von Lyon gewählt, gehört dennoch zu den bedeutendsten griechischen Kirchenschriftstellern. Seine Werke fielen im Original allerdings im abendländischen Mittelalter dem Untergang der Griechischkenntnisse zum Opfer, während sie in der Ostkirche wenig Eingang fanden. Von seinem Hauptwerk, der "Prüfung und Widerlegung der falschen Gnosis" - "Adversus haereses", das hier auf Lateinisch als erster Irenaeus-Druck überhaupt erscheint, sind im Original nur Bruchstücke erhalten, grössere zusammenhängende Teile nur in einer alten - auch hier vorliegenden - lateinischen Übersetzung. Irenaeus will darin zeigen, dass sich die wahre Lehre von den Aposteln her in der Kirche weiterüberliefert hat, während die Gnostiker, für die er damit zu einer der wertvollsten Quellen geworden ist, sie verfälscht hätten. Die ergänzende Schrift, die die apostolische Verkündigung selber darstellen will, ist nur in armenischer Übersetzung erhalten geblieben. Die griechischen Fragmente sind, soweit damals bekannt, erst 1570, in Paris, zum erstenmal im Druck erschienen; hier liegt der erste Druck seines Werkes in der lateinischen Übersetzung vor, nach drei Handschriften von Erasmus von Rotterdam in Basel besorgt. Er hat seine Ausgabe, die er in den kirchlichen Wirren der Zeit mit Recht aktuell nennt, am 27. August 1526 aus Basel Bischof Bernhard de Gles von Trient gewidmet: Er widme ihm das Werk des Irenaeus, dessen griechischer Name Friedensstifter bedeute; Gott sei Friedensstifter und in den gegenwärtigen Unruhen der Kirche, die gar schwerer seien als die durch die Arianer gesäten, sollte man mehrere Irenaei haben, die die Welt durch den evangelischen Geist zur Eintracht brächten. Denn die Bücher, die jetzt von beiden Seiten (!) daherstürzten, würden leichter ein neues Feuer entzünden als das alte löschen. Seine Schriften, die er nun ans Licht bringe, zeigten die alte, zum Martyrium bereite Kraft des Evangeliums. Die Märtyrer hätten ihren eigenen ernsten Stil. Er sei noch den Aposteln nahe gewesen. Diese Frühzeit belegt Erasmus darauf mit Berichten über ihn; danach führt er Zeugnisse für seine Frömmigkeit an. Er vermute, dass er lateinisch geschrieben habe, doch des Griechischen sehr wohl mächtig gewesen sei, wie er auch griechische Redeweisen im Lateinischen verwende. Im folgenden führt Erasmus seine Werke an, von denen nur das eine vorliegende erhalten sei. Die ersten beiden Bücher behandelten die monströsen Begriffe und Meinungen der Häretiker; für sie brauche es einen starken Magen. Er habe drei Handschriften verwendet: eine in Rom abgeschriebene habe ihm der gelehrte Johannes Faber gesandt, zwei seien ihm aus Klöstern geliehen worden (der Dominikaner Johannes Faber, Dr. theol. der Universität Padua, Prior in Augsburg und seit 1511 Generalvikar für Oberdeutschland, hatte mit Unterstützung Maximilians die Gründung einer Ordensakademie zu Studien der lateinischen und griechischen Sprache geplant, 1520 mit Erasmus den Plan eines Schiedsgerichts zwischen Luther und dem Papst entwickelt; nun scharfer Gegner Luthers; schon am 7. April 1522 hatte Faber an Beatus Rhenanus geschrieben, dass er den Irenaeus für Erasmus bekommen werde, sobald ein Kuriale abreise; diesen werde er wie einen Lastesel beladen, um seine und Frobens Wünsche erfüllen zu können; den (sog.) Egesipp hätten Diebe aus der Vaticana gestohlen; er wolle sehen, ob er ihn aus der Bibliothek der Medici bekommen könne; 24 sehr alte Autoren habe er aus den Geheimschränken der Vaticana zur Abschrift erhalten können - von denen er dann einige aufzählt; er wolle noch nach weiteren Schriften des Irenaeus suchen, die Hieronymus erwähnt habe, und habe auch vierzig Homilien des Basilius zur Hand; 1526 hat der junge Oporin, der spätere Professor und Drucker, für Froben griechische Kirchenväter kopiert, u.a. für diese Irenaeusausgabe). Nur wenig habe er aus Tertullian wiederhergestellt, da dort der Wortlaut stark verderbt sei; nicht wenig habe er durch Konjekturen erreicht, unsichere am Rand angegeben (auch mit Hinweisen auf griechische Äquivalente). Worauf er aus dem Inhalt über die Häretiker resümiert. Schliesslich folgen theologische Äusserungen über die Macht Gottes über Satan und die Häretiker. Der erste Kampf der Kirche habe sich gegen die Juden gerichtet. Ihn habe Paulus geführt. Der zweite sei gegen die Philosophen und Häretiker geführt worden, doch nüchterne philosophische Kenntnis sei nicht zu verurteilen: nicht nur Valentinus sei Philosoph gewesen (der aus Alexandria stammende bedeutende Gnostiker, zeitweise in Rom tätig, aus der Mitte des 2. Jahrhunderts), sondern auch Justinus (Justinus Martyr, aus Nablus in Palästina stammend, war über die platonische Philosophie zum Christentum gekommen; erlitt um 165 in Rom den Märtyrertod) und Irenaeus, Tertullian (aus Karthago, um 150 - um 230). Er habe die Hoffnung, dass Gott auch den gegenwärtigen Sturm in der Kirche zum Guten wende.

Die Ausgabe des Erasmus blieb massgebend: sie wurde von Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius nochmals 1528, 1534, 1548, 1554 und 1560 gedruckt, 1545, 1563 und 1567 in Paris und nochmals 1571 in Basel bei Eusebius Episcopius und den Erben seines Bruders Nicolaus jr., nun mit neuer Übersetzung des ersten Buches und ausführlicher Widmung an den Basler Burgermeister Bernhard Brand vom Begründer der Basler reformierten Orthodoxie Johann Jacob Grynaeus.

F J III 16 Nr. 1 und F N III 2 Nr. 1 (Besitzereinträge herausgeschnitten bzw. ohne solche)

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FJ III 16:1 | FN III 2:1

Illustrationen

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Titelseite (Besitzervermerke sind herausgeschnitten)

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Vorrede von Erasmus an den Bischof von Trient Bernard de Gles, datiert von Basel, den 27. August 1526, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Vorrede, 4. Seite

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Vorrede, 5. Seite

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Vorrede, 6. Seite

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Vorrede, 7. Seite

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Bitte des Ireanaeus an die Abschreiber seiner Werke, sorgfältig zu arbeiten.

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Letzte Textseite mit Kolophon

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