GG 449

D. Basilii Magni De instituenda studiorum ratione ad nepotes suos oratio paraenetica Graece & Latine, ut cum annotationibus Iustini Gobleri conferri possit. Item Ioannis Pici Mirandulae de Homine opusculum omnino divinum. Eiusdem de Christi regno, & vanitate huius mundi. Loci Christianam vitam breviter complectentes. Et commentaria in Psal. XV. Praeterea Rodolphus Agricola de formando studio, & Erasmi Roterodami, ac Philippi Melanchtonis studiorum rationes, atque locorum communium index. Basel: Heinrich Petri August 1537. 8°.

Um die fünfzig Mal ist vom Venezianer Erstdruck um 1470/71 bis zum Erscheinen unseres Sammeldrucks dessen Titelschrift und erstes Werk, die beliebteste kleine Schrift des griechischen Kirchenvaters Basilius des Grossen, sein Brief an seine Neffen über die allgemeine Bildung, d.h. über die Lektüre der (heidnischen) antiken Autoren, in der lateinischen Übersetzung des Leonardo Bruni Aretino im Druck erschienen, von der ersten Nürnberger Ausgabe um 1474 an weitaus in der Mehrzahl im deutschen Sprachgebiet, recht häufig auch in den Niederlanden und in Spanien. Allein schon bis 1500 sind mindestens 19 Ausgaben erschienen.

1531, im dritten Jahr seiner Druckertätigkeit, hatte Heinrich Petri ein erstes Mal die kleine Einführungsschrift in die Studien aus der Feder des berühmten niederländischen Pädagogen und Humanisten Rodolphus Agricola (Roelef Huisman) mit im Anhang den auch hier wieder folgenden kleinen Schriften verwandten Inhalts des Erasmus und Melanchthons gedruckt. 1533 erschienen sie bei ihm nochmals, nun vermehrt um verwandte pädagogische Schriften des Leonardus Aretinus, des Aeneas Silvius (des späteren Papstes Pius II.), Georgius Vallas und eingeleitet durch einen allerdings schon 1516 von Erasmus als unecht erkannten Brief des Hieronymus an die jungen Leute, die Eltern zu ehren. Nun, fünf Jahre nach Erscheinen der ersten griechischen Sammlung von Schriften Basilius des Grossen bei Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius, stellt Petri nochmals eine andere Sammlung kleiner pädagogischer Schriften zu einem Oktavbändchen zusammen: allen voran die Schrift des Basilius, nach der Ausgabe Frobens von 1532 ihren erst zweiten wohlfeilen griechischen Druck - um 1496 war sie ein erstes Mal im Anhang des ersten griechischen Drucks der sog. Tafel des Cebes erschienen. Zwischen die Schrift des Basilius und diejenigen Agricolas, des Erasmus und Melanchthons fügt er kleinere Schriften des italienischen Philosophen Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494) ein, die er als erster in Handbüchleinform 1530 mit eigener Vorrede als einen seiner ersten Drucke hatte erscheinen lassen.

Der als Bearbeiter älterer Rechtsquellen nicht unbedeutende Jurist Justinus Gobler (St. Goar 1503/04 - Frankfurt 1567, in wechselnden fürstlichen, von 1559 an in Diensten der Stadt Frankfurt) hat die Schrift des Basilius kommentiert und die Ausgabe Johannes und Philipp von Nydbruck, Söhnen des Stadtarztes von Metz und Diplomaten in Diensten von Metz, Strassburg und England Johannes Nidepontanus, im September 1537 von Trier aus gewidmet: Immer habe es gelehrte und fromme Menschen gegeben, die die Jugend durch ihr eigenes Beispiel, Ratschläge und Vernunftgründe zur Tugend und ernsthaften Studien ermuntert hätten, da sie den Nutzen der Kenntnis der Wissenschaften für das ganze Leben und die Bedeutung der frühen Ausbildung erkannt hätten. Denn Studien würden zur Gewöhnung. Zur Tugend und Erziehung der Knaben in den Freien Künsten (ad liberalem puerorum institutionem) aber führe laut Basilius, der von den Griechen wegen seiner aussergewöhlichen Bildung und Gelehrsamkeit und der Heiligkeit seiner Lebensführung der Grosse genannt würde, vor allem die Lektüre der Dichter und Redner. Daher habe er diese Schrift für seine Neffen verfasst, völlig abweichend von denen, die ihre Bösartigkeit alle Schöne Literatur und Studien verdammen und die Jugend von ihnen fernhalten lasse. Gegen solche Leute, die es immer gebe, scheine der Mann dieses Buch geschrieben zu haben, mit dem er die Jugend zur Tugend und zu den Studien habe aufrufen wollen, indem er den Weg zeige, auf dem sie zum christlichen Leben führten. Dem Urteil dieses Mannes stimme er bei, da seine Bildung gross und seine Stellung allen heilig sei. Gobler hebt mit Basilius die Wichtigkeit der frühen Bildung und Erziehung hervor: quum & studia in mores abeant, & talis fere unusquisque sit, qualem dederit educatio, und weist mit ihm auf die Bedeutung der Dichter- und Rednerlektüre hin, beklagt deren Verurteilung, da Bildung zum christlichen Leben notwendig sei. Hier widme er ihnen die schon ältere Übersetzung des Leonardus Aretinus, zur Erleichterung des Lernens zusammen mit dem griechischen Text und seinen Scholien, damit sie, seiner eingedenk, die Erwartungen, die ihr Vater und er in sie setze, nicht enttäuschten, sondern mehrten und bestätigten. Über die beiden jungen Nydbruck, Vettern des Humanisten und Staatsmanns Caspar von Nydbruck, ist uns nichts weiter bekannt; ihre Schwester Jola hat der Strassburger Reformationshistoriker Johannes Sleidanus geheiratet.

Sammelband mit zwei Basler Drucken von Rhetoriklehrbüchern zusammen Ex libris Bibliothecae Academiae Basiliensis: F J IX 10 Nr. 1; das zweite Exemplar hat 1622 (in Sammelband von ca. 1550) ein Joan. Jacobus Sutor past. Nider Ec. erworben, 1640 Remigius Faesch: F M' X 19 Nr. 2.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FJ IX 10:1 | FM1 X 19:2

Illustrationen

Buchseite

Titelseite

Buchseite

Vorrede des Herausgebers Justinus Gobler an Johannes und Philipp von Nydbruck, datiert von Trier, September 1537, 1. Seite

Buchseite

Vorrede, 2. und 3. Seite

Buchseite

Vorrede, 4. Seite. Eintrag zu Basilius in Suda

Buchseite

Kolophon

Buchseite

Druckermarke von Petri