GG 455

Tou makariou Ioannou tou Damaskēnou Ekdosis akribēs tēs orthodoxou pisteōs. Tou autou, peri tōn en pistei kekoimēmenōn.

Beati Ioannis Damasceni Orthodoxae fidei accurata Explicatio, IIII libris distincta, nuncque primum Graece & Latine simul... edita: Iacobo Fabro Stapulensi interprete. Accessit quoque in eosdem IIII libros, erudita ac pia Iodoci Clichtovei Neoportuensis Enarratio. Eiusdem Io. Damasceni, De ijs qui in fide obdormierunt, Liber, item Graece & Latine: Ioan. Oecolampadio interprete. Una cum alijs eiusdem Operibus, quae in hunc usque diem, sedula inquisitione extare cognovimus... Basel: Heinrich Petri April 1548. Fol.

Zweimal hatte Petri die ihm greifbaren Übersetzungen von Schriften des Johannes von Damaskus gedruckt, 1535 (GG 453) und 1539 (GG 454): die ersten beiden Gesamtausgaben soweit die Texte verfügbar waren. In beiden Drucken war, mangels Widmung oder Vorrede, kein Herausgeber zu ermitteln; dieser muss aber des Griechischen kundig gewesen sein, zumindest 1535, wie die Marginalien zeigen. Hier erscheint bei ihm nun der erste Druck von Original und Übersetzung zugleich und zudem von seinem Hauptwerk 'Pēgē gnōseōs' nicht nur der dritte, der Hauptteil 'De Orthodoxa fide'. Herausgeber ist Marcus Hopper, Petris Schwiegersohn und Professor des Griechischen in Basel seit 1544. Er hat die Ausgabe dem mit Petri und dessen Stiefvater Sebastian Münster seit einer gemeinsamen Bündner Reise im Sommer 1547 freundschaftlich bekannten Bischof von Chur Lucius Yter gewidmet. In dieser recht gehaltvollen und konzentriert abgefassten Widmung vom 8. August 1548 kommt Hopper auf diese Reise Münsters in Begleitung Petris zu sprechen. Auf der Suche nach einem Adressaten der Widmung dieses Buches, der seiner würdig sein müsse, sei er, Lucius Yter, den der von ihm väterlich verehrte Sebastian Münster und sein stets achtenswerter Schwiegervater Heinrich Petri kürzlich gepriesen hätten, ihm in den Sinn gekommen. Ihre grosszügige Aufnahme während ihrer Reise durch Rhätien hätten sie dankbar gerühmt. Dies habe ihn veranlasst, nicht ohne jener beiden Empfehlung, seiner Hochwürden dankbar das Buch zu widmen. Auch das fremde Werk dürfe ihm nicht weniger willkommen sein als ein eigenes. Obwohl eigene Schriften mehr Ruhm eintrügen, nütze der wissenschaftlichen Welt öfters die sorgfältige Herausgabe älterer Texte mehr, als vorschnell unfertige Eigenprodukte der Herde der Gelehrten vorzuwerfen. Nicht dass es ihm missfalle, Neues zu finden oder schon Bekanntem Erweiterungen beizugesellen, oder dass er jemand tadeln wolle ausser denen, die ihre Kinder ohne Genius vorschnell hinausschickten, sondern weil für ihn diejenigen Lobes und Ruhmes wert seien, die sich bemühten, wertvolle alte Werke vor dem Untergang zu retten und von den Fehlern der Abschreiber tatkräftig zu reinigen. Da bemühe sich sein Schwiegervater nicht weniger als andere, verborgene Handschriften aus Bibliotheken nicht ohne grosse Kosten zu erwerben, vor dem Druck aber auch durch Gelehrte instandstellen zu lassen, wie seine Offizin und das vorliegende Werk des Damascenus bezeugen werde. Zweimal habe er den Autor durch seine Drucke der Gelehrtenwelt schon zur Verfügung gestellt, doch jetzt erscheine er um vieles schmucker, vor allem aber vollständiger und korrekter. Denn er, Hopper, habe alles Greifbare lateinisch und, soweit auffindbar, auch griechisch in diesem einen Band vereinigt. Sämtlicher griechische Text sei gegenüber Petris früheren Drucken neu: so die 'Ekdosis tēs orthodoxou pisteōs', die sowohl die verborgensten Dogmen wie die ganze Schöpfung behandle, von den Übersetzern in vier Bücher eingeteilt, sodass die lateinische Kapiteleinteilung leider nicht mit der griechischen übereinstimme. Weiter finde man zwei Kapitel, die erst von ihm übersetzt worden seien, ig' und ke', deren Nummern zwar mit der griechischen Numerierung übereinstimmten, nicht aber mit der lateinischen. Dies hätte durch Vornumerierung leicht erreicht werden können, wenn nicht die Setzer, unter Einhaltung der Unterbrechung nach jeweils einigen Seiten (jeder erhält seinen Bogen oder seine Lage zum Setzen), eilig zur Fortsetzung weitergeschritten wären (welche Arbeitsweise sie notgedrungen befolgen müssen), bevor sie bemerkt hätten, dass diese fehlten. Und nachträglich hätte es nur mit grossem zeitlichem und finanziellem Aufwand geändert werden können. Dann folge griechisch die Predigt über die Totenfürbitte. Das Übrige sei ihnen, falls es griechisch noch existiere, jedenfalls nicht vor Augen gekommen. Er bezweifle nicht, dass es noch irgendwo liege und dass es, nach dem griechischen Sprichwort, die Zeit an den Tag bringen werde. Weiter folgten die 'Primae Institutiones', die 'Duae in Christo voluntates' und die 'Centum haereses' - eigentlich das zweite Buch der 'Quelle der Erkenntnis' - sowie des Maximus 'De duabus Christi naturis', die der hochgelehrte Ioachim Périon in elegantem Stil übersetzt habe. Dann schliesse, ebenfalls zum erstenmal gedruckt, die Schrift gegen Petrus Gnaphaeus über das Trishagion an und nach dem Gespräch eines Christen mit einem Sarazenen, um in der Reihenfolge zu bleiben, die der Drucker gewählt habe, ein Fragment von Sentenzen aus seinen Predigten, welches zeige, wie hoch man diese schätzen müsste, falls sie noch irgendwo existierten, und seine Einführung in die Theologie 'De dialectica' - das dritte Buch seines Hauptwerks der 'Quelle der Erkenntnis', welche Zusammengehörigkeit auch hierfür, wie bei den 'Centum haereses', damals noch nicht bekannt war, - sowie als Letztes die Gedichte, in der Übersetzung des Aldus Manutius. Die 'Historia duorum Christi militum' (Barlaam und Josaphat), die nach dem Abschluss dieses Hauptteils in eigener Paginierung (wie auch 1535 und 1539) folgt, ist seltsamerweise hier überhaupt nicht genannt. Schliesslich sei der 'Orthodoxa fides' der gelehrte Kommentar des Clichtoveus (statt des knapperen Basler Kommentars von 1539) beigegeben, der manches Dunkle erhelle und eher Knappes verständlicher ausführe. So sei die neue Ausgabe mit der vorangehenden nicht mehr vergleichbar. Über Damascenus selber brauche er sich nicht auszulassen, hierüber orientiere am Anfang die Vita des Patriarchen Johannes von Jerusalem, in der Übersetzung Oecolampads. Und über die Bedeutung des Autors informiere das kurze Urteil des Trithemius. Wenn die lateinische Übersetzung - einiges sei höchst elegant übersetzt - zuweilen etwas ungehobelt daherkomme, so sei dies der Wörtlichkeit zuzuschreiben; dies nicht etwa, um die Übersetzer abzuwerten, er selber könne es nicht besser, sondern um den Autor selber hier vor Beschuldigung zu schützen. Was der Herausgeber Hopper noch nicht wusste, was er aber mit dem Abdruck der Übersetzung Périons der 'Centum haereses' und derjenigen von 'De Dialectica sive Logica', deren Autor er nicht nennt, ohne dieses Wissen erreicht hat: Das Hauptwerk des Damascenus war so, wenn auch auf verschiedene Stellen innerhalb des Druckes verteilt, mit seinen ungleichen Teilen zur Hauptsache auch griechisch, zumindest aber lateinisch wieder in einem Buch vollständig vereinigt. In diesem dritten Druck der Werke des Damascenus hat nur noch die 'Historia' marginale Quellenhinweise erhalten, für die 'Orthodoxa fides' wurden die griechischen Begriffsparallelen hinfällig, die Quellenhinweise fanden sich nun im Kommentar des Clichtoveus genügend vermerkt.

Aus Museum Faesch: F N P I 7 Nr. 1

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FNP I 7:1

Illustrationen

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Vorrede des Herausgebers Marcus Hopper an Lucius Yter, den Bischof von Chur, datiert von Basel, den 8. August 1548, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Vorrede, 4. Seite

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Anfang der 'Expositio accurata fidei orthodoxae'. Unten beginnt der kapitelweise eingefügte Kommentar von Jodocus Clichtoveus.