Glareanus, H.: Ad divum Max. Aemilianum Romanorum (...). - Basel, 1514

Autor  Glareanus, Henricus, 1488-1563
Titel  [In divi Maximiliani imperatoris laudem et praeconium] Ad divum Max. Aemilianum Romanorum imperatorem semper Augustum, Henrici Glareani Helvetii poe. laure. panegyricon ; Eiusdem de situ Helvetiae & vicinis gentibus : de quattuor Helvetiorum pagis : pro iustissimo Helvetiorum foedere panegyricon
Impressum  Basileae : Adami Petri ex Langendorff, [Ende Dezember 1514]
Umfang  [36] S. : Ill. ; 19 cm
Notiz  Mit Zierinitialen
Signaturen: A-C⁴, D⁶
Impressum aus Kolophon: "Excussum est Basileae diligenti accuratissimaque cura providi viri Adami Petri ex Langendorff, atque ab ipso auctore diligenter revisum. Sub annum domini. M.D.XV."
Druckort  Basel
Druckerei  Petri, Adam (Offizin, Basel)
Enthaltene Werke  Glareanus, Henricus, 1488-1563: Helvetiae descriptio et in laudatissimum Helvetiorum foedus Panegyricus
Bibliogr. Nachweis  VD16 L 2639 ; Hieronymus/OBB 2, Nr. 134 ; Hieronymus/Petri, No. 42
Signatur  Aleph F IX 19:12
Anm. zum Exemplar  Zusammengebunden mit 12 weiteren Drucken

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Schluss des Textes und Kolophon (Bl. D5verso)

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Kommentar

(spl) Der aus der Offizin des Adam Petri stammende Druck von 1514 enthält zunächst die erstmals bereits 1512 in Köln publizierte panegyrische Dichtung Heinrich Glareans auf Kaiser Maximilian I, der ein kurzer Brief an Johannes Caesarius Iuliacensis vorangestellt ist. Den grösseren Teil des Drucks nimmt jedoch Glareans Beschreibung der Schweiz und ihrer Kantone ein. Sie liegt hier in der editio princeps vor und ist ihrerseits durch eine Widmungsepistel eingeleitet.

Panegyricon auf Kaiser Maximilian I [1]

Wie dem lediglich 15 Zeilen langen Widmungsbrief an Johannes Caesarius zu entnehmen ist, hat Glarean das nachfolgende Loblied auf Kaiser Maximilian I im Jahre 1512 persönlich vor dem Kaiser und den versammelten Fürsten Deutschlands zu Köln in dorischem Ton vorgesungen, und zwar non sine gloria, wie der bei diesem Anlass zum poeta laureatus gekrönte Schweizer Humanist stolz festhält.

Das in der Basler Ausgabe 80 Hexameter umfassende Panegyricon – im Kölner Erstdruck zählte die Dichtung noch 83 Verse [siehe dazu: Sauerborn, S. 173] – lobt die weitreichende Macht und den beinahe auf der ganzen Welt bekannten Ruhm des Kaisers, wobei Glarean vereinzelt Anklänge an Vergil benutzt. Überall bekannt seien zudem die Frömmigkeit und die Tugend Maximilians. Die Aufzählung der Untertanenvölker gipfelt darin, dass Glarean die Schweiz als dem Kaiser in ewigem Bündnis verbunden anspricht, die er eine gens aquilam, gens terribileis imitata leonesnennt – eine Formulierung, welche so wörtlich auch Eingang in die Helvetiae descriptio gefunden hat. Das Loblied endet mit der Bitte, der Kaiser möge verzeihen, wenn dessen Taten zu wenig grossartig ausgeführt sein sollten, sowie mit dem Wunsch, dem Herrscher seien noch viele Jahre gegeben, um unbesiegt weiter zu regieren.

In einer kurzen Notiz im Anschluss an das Panegyricon verweist der Dichter noch einmal auf seinen öffentlichen Vortrag zu Köln, der direkt vor der Krönung zum poeta laureatus stattgefunden habe.

Widmungsbrief an Heinrich Uttinger [2]

Glareans Beschreibung der Schweiz ist eingeleitet durch einen etwas mehr als eine Seite umfassenden Widmungsbrief an den Zürcher Chorherrn und Pfalzgrafen Heinrich Uttinger. Das Schreiben nennt als Ursache für Glareans wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Vaterland ein Gespräch, das der ursprünglich aus dem Kanton Glarus stammende Humanist mit Uttinger geführt hatte. Von dem damals gefassten Entschluss, alles zusammenzutragen und darzustellen, was bei den besten Schriftstellern – apud optimos quosque ... authores – über die Schweiz zu finden sei, habe sich Glarean von da an nicht mehr abbringen lassen, obwohl ein solches Unterfangen viele Tadler auf den Plan rufe. Gegner und Neider habe Helvetien viele, da es sich nicht wie Sklaven einem Tyrannen unterwerfe, sondern die Freiheit verteidige. Weiter lobt Glarean die zahlreichen Gelehrten und berühmten Geister, die in der Schweiz heute zu finden seien (namentlich erwähnt er Ulrich Zwingli, Joachim Vadian, Heinrich Lupulus, Michael Rubellus sowie Bruno, Basilius und Bonifacius Amerbach). Jeder von ihnen habe sich dadurch hervorgetan, nichts Schlechtes über andere Völker zu äussern – ein Beispiel, dem Glarean selbst auch folgen wolle.

Helvetiae descriptio und Panegyricus [3]

Die Dichtung, welche gemäss ihrem Titel eine Beschreibung der Schweiz sowie deren Lobpreisung bietet, besteht im Wesentlichen aus drei Teilen, wobei der erste direkt in den zweiten mündet und nur der dritte durch einen Zwischentitel abgesetzt ist. Augenfällig ist, dass den insgesamt 402 Hexametern eine Überschrift voransteht, die keine wortgetreue Übernahme, sondern eine modifizierte Variante des dreigliedrigen Titels auf der Frontseite darstellt.

Der erste Teil, die eigentliche Helvetiae descriptio, beginnt mit dem Anruf an die Musen: Diese sollen dem Dichter beistehen, der ein ruhmvolles Kriegsvolk, Adlern und Löwen gleich, besingen wolle. Nicht jedoch sei die Geschichte dieses Volks vorzustellen, die mit dem Apfelschuss Tells begonnen habe – das bleibe Aufgabe zukünftiger Geschlechter –, Glarean setzt sich vielmehr zum Ziel, die Natur und die Gestalt des Landes zu schildern. Dementsprechend folgen die Beschreibung der Landesgrenzen, die Benennung der wichtigsten Flüsse und die Darstellung der topographischen Beschaffenheit der Schweiz, die mit der Feststellung schliesst, dass nicht einmal Vergil oder Homer die Schönheit der Gewässer gebührend preisen könnten.

Unmittelbar schliesst der zweite Teil an, die Schilderung der vier Regionen Helvetiens. Glarean spricht von pagosund versteht darunter jeweils dasjenige Gebiet, das den Lauf eines Flusses begleitet. So gesehen würden die vier Flüsse Thur, Limmat, Reuss und Aare die Regionen der Schweiz bestimmen.

Der Zwischentitel Panegyricum leitet den dritten Teil ein, der sich – wie Glarean selbst sagt – den zwölf Orten der damaligen Eidgenossenschaft widmet. Nacheinander werden Zürich, Bern, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus, Basel, Freiburg, Solothurn, Schaffhausen und, als Nachtrag, Appenzell besungen (Letztes war gerade erst 1513 als dreizehnter Ort in den Bund der Eidgenossen aufgenommen worden). In jeweils zwölf Versen – nur Basel erhält 13, Solothurn und Schaffhausen elf und Appenzell sogar nur zehn – hebt Glarean das Besondere jedes einzelnen Kantons hervor, indem er beispielsweise das Berner Münster mit den Pyramiden von Memphis vergleicht oder die Männer von Zug mit Camillus.

Das Lobgedicht endet mit einer wahren Eloge auf das Vaterland des Humanisten und mit dem Aufruf, die Eidgenossenschaft möge ihr eigenes Tun immer an den römischen Vorbildern messen. So, wie mit dem Urner Wilhelm Tell der Schweiz ihr Brutus gegeben worden sei, wünscht sich Glarean für die Zukunft einen Attilius, einen Appius und Scipionen.

Weitere Werke im Sammelband

Der vorliegende Sammelband enthält 13 lateinische Drucke mit zeitgenössischen Texten, die zwischen 1500 und 1518 ediert worden sind. Neben Glareans Dichtungen finden sich weitere poetische Werke (siehe Aleph F IX 19:2; Aleph F IX 19:4; Aleph F IX 19:5; Aleph F IX 19:8; Aleph F IX 19:13).

Weitere Exemplare des beschriebenen Drucks in der UB Basel

DB VI 5:2

DD VII 13:3

Frey O IV 8

VB J 20:7

VB T 45:2

Weiterführende Literatur

Glareanus, Henricus: Glareani descriptio Helvetiae, hrsg. von Carl Christoph Bernoulli. In: Denkschrift der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel zur Erinnerung an den Bund der Eidgenossen vom 1. August 1291. Basel, 1891, S. 1-48 [bietet eine wissenschaftliche Ausgabe der Descriptio Helvetiae, welche die Basler Drucke von 1514, 1519, 1553, 1554 und 1558 berücksichtigt]

Glareanus, Henricus: Helvetiae Descriptio Panegyricum, hrsg. und übers. von Werner Näf. St. Gallen, 1948 [bietet eine zweisprachige Ausgabe der Helvetiae descriptio]

Sauerborn, Franz-Dieter: Die Krönung des Schweizerischen Humanisten Glarean zum poeta laureatus durch Kaiser Maximilian I. im Jahre 1512 und seine Helvetiae Descriptio von 1514/1515. In: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins „Schau-ins-Land“ 116 (1997), S. 157-192

Titel und Incipits

[1] Panegyricon auf Kaiser Maximilian I [zum Text]

Ioanni Caesario Iuliacensi, physico, mathematico, & medicinae doctori, Graecae Latinaeque lingue apprime docto, Henricus Glareanus Helvetius poe. laure. s.
Incipit: Gaudere plurimum soleo, suavissime praeceptor

Ad divum Max. Aemilianum Romanorum imperatorem semper Augustum Henrici Glareani Helvetii poe. lau. panegyricon.
Incipit: Inclyte Romulidum Caesar, quem summa tonantis

[2] Widmungsbrief an Heinrich Uttinger [zum Text]

D. Henrico Uttinger Tigurino, Tigurinae ecclesiae canonico, comiti Palatino, viro perquam colendo. Henricus Glareanus Helvetius poe. lau. s.
Incipit: Cum nuper in itinere tuo

[3] Helvetiae descriptio und Panegyricus [zum Text]

Helvetiae descriptio, & in laudatissimum Helvetiorum foedus panegyricum Henrici Glareani Helvetii, poete laureati.
Incipit: Pierides nymphae, Boeotia numina, Musae

Erwähnte Personen: Caesarius, Johannes; Maximilian I, Kaiser des Römisch-deutschen Reichs; Uttinger, Henricus; Zwingli, Ulrich; Vadianus, Joachimus; Lupulus, Heinrich; Rötlin, Michael; Amerbach, Basilius, 1488-1535; Amerbach, Bonifacius; Amerbach, Bruno

Themen: Historisch: Wilhelm Tell; Brutus, Lucius Junius; Brutus, Marcus Junius; Camillus, Marcus Furius; Atilius Regulus, Marcus; Appius Claudius Caecus; Scipionen; Schweiz

Themen: Poetisch: Hexameter

Themen: Literaturhistorisch: Vergilius Maro, Publius

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